
Über die in diesem Artikel behandelten Firmen das "Wilhelmswerk Georg W. Körting" und die "Ostdeutscher Holzhof, Keunen, Körting & Täube GmbH" ist bisher nur sehr wenig bekannt, beide wurden zu Beginn der 1920er Jahre gegründet und waren Mitte / Ende der 1920er Jahre schon wieder Geschichte.
Wilhelmswerk Georg W. Körting
Am 30. März 1921 wurde die Firma ins Küstriner Handelsregister eingetragen. Inhaber war der Kaufmann Georg Wilhelm Körting aus Berlin-Wilmersdorf. Neben dem Betrieb eines Sägewerks produzierte die Firma auch Fenster und Türen in einer Tischlerei. Für beide Betriebsteile findet man im "Telefon-Adreßbuch für das Deutsche Reich" zumindest eine grobe Standortangabe: die Weinbergstraße in Küstrin-Neustadt. Man kann also davon ausgehen, dass der Sitz der gesamten Firma wohl in der Weinbergstraße war. Um 1925 beschäftigte die Firma zwischen 80 und 100 Mitarbeiter und lieferte ihre Produkte wohl hauptsächlich nach Berlin, ins Rheinland und in die Niederlande. Zu dieser Zeit plante man auch, die Produktion von einfachen Möbeln aufzunehmen. Schon am 19. Januar 1928 wurde die Firma aber wieder aus dem Küstriner Handelsregister gelöscht. Im Adressbuch der Stadt Küstrin von 1928 ist sie schon nicht mehr enthalten, der genaue Standort kann aktuell also nicht ermittelt werden.
Ostdeutscher Holzhof, Keunen, Körting & Täube GmbH

Am 17.Oktober 1922 folgte die Eintragung einer weiteren Firma, an der auch Georg Wilhelm Körting beteiligt war, die "Ostdeutscher Holzhof, Keunen, Körting & Täube GmbH". Neben Körting wurde auch ein Herr Otto Täube aus Berlin-Wilmersdorf zum Geschäftsführer der GmbH bestimmt. Sitz der Firma war ebenfalls die Weinbergstraße in Küstrin-Neustadt, genauer gesagt die Weinbergstr. 44. Im Jahre 1923 wurde eine Zweigniederlassung in Eindhoven (Niederlande) gegründet. Schon im März 1925 war aber der Hauptsitz der Firma nach Berlin verlegt und die Firma aus dem Küstriner Handelsregister gelöscht. Die Firma existierte in Berlin noch in den 1940er Jahren.
Was versprach sich Georg Wilhelm Körting vom Standort Küstrin für seine Holzgeschäfte? Vielleicht war es die günstige Lage an den Wasserstraßen Oder und Warthe? Darüber konnte man relativ einfach große Mengen Holz per Schiff aus den Forsten heranschaffen. Warum aber wendete er sich dann so schnell wieder von diesem Standort ab? Diese Fragen müssen leider erst einmal unbeantwortet bleiben.
Quellen:
- Historisches Handelsregister Küstrin
- Verschiedene Gewerbe-Adressbücher und Telefonbücher aus den 1920er Jahren
- Küstrin in der Gegenwart, von Stadtbaurat Hecht, Küstrin, Königsberger Kreiskalender 1926

Die Enslin'sche Buchhandlung - der Beginn der Geschichte
Die Geschichte dieser Küstriner Buchhandlung beginnt am 1. Januar 1817 in Berlin. An diesem Tag gründete der Buchhändler Theodor Christian Friedrich Enslin (* ca. 1788 + 22. Mai 1851 in Berlin) seine gleichnamige Buchhandlung und Verlag, die "Enslin'sche Buchhandlung". Die Buchhandlung verkaufte er am 1. April 1827 an einen Dr. Moldenhawer, den Verlag behielt er. Am 20. März 1832 kaufte George Wilhelm Ferdinand Müller die Buchhandlung von Moldenhawer und führte das Unternehmen unter dem Namen "Enslin'sche Buchhandlung (Ferdinand Müller)" weiter.
Rechnung der Buchhandlung "Ferdinand Geelhaar früher Enslin'sche Buchhandlung" in Cüstrin von 1852
Unter dem gleichen Namen ließ er am im Jahre 1839 durch Ferdinand Geelhaar eine Filiale in Cüstrin namens "Enslin'sche Buchhandlung (Ferdinand Müller) in Cüstrin" einrichten. Geelhaar übernahm von Anfang an die Geschäftsführung in dieser Filiale. Die Buchhandlung fungierte auch als Kunst-, Muskalien- und Schreibmaterialienhandlung sowie als Leihbücherei. Ferdinand Geelhaar kaufte am 1. Januar 1842 die Cüstriner Filiale von Ferdinand Müller und führte sie unter dem Namen "Enslin'sche Buchhandlung (Ferdinand Geelhaar) in Cüstrin" weiter.
Ab dem 1. Januar 1843 übertrug Müller den Posten des Disponenten in seiner Berliner Buchhandlung auch an Ferdinand Geelhaar, um sich auf das Verlagsgeschäft konzentrieren zu können, dass er zum gleichen Datum vom Handelsgeschäft trennte und als "G. W. F. Müller's Verlag" weiterführte. Zum 30. Mai 1844 kaufte Geelhaar schließlich auch die Berliner Buchhandlung von Ferdinand Müller. Seine Buchhandlung in Stargard verkaufte Müller an deren Geschäftsführer Gustav Eduard Weber. Den Namen der Buchhandlungen in Berlin und Cüstrin änderte Ferdinand Geelhaar im März 1851 in "Ferdinand Geelhaar früher Enslin'sche Buchhandlung".
Anmerkung: Die Geschichte des Verlags gebe ich hier nur gekürzt wieder, eigentlich wechselten dort die Eigentümer noch häufiger, aber das spielt für die Cüstriner Buchhandlung keine Rolle.
Alb. Massute's Buch- und Papierhandlung
Zum 1. Januar 1852 kaufte der aus Berlin stammende und 1823 dort geborene Buchhändler Friedrich Albert Massute die Cüstriner Filiale von Ferdinand Geelhaar, deren Geschäftsführer Massute zu dieser Zeit bereits seit fast sechs Jahren gewesen war und änderte die Firma in "Alb. Massute's Buch- und Papierhandlung". Albert Massute hatte zuvor drei Jahre lang in der Berliner "Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Ed. Bote & G. Bock" sowie knapp 2 Jahre in der Buchhandlung "F. Friese Nachfolger (C. Bulang)" in Stettin als Gehilfe gearbeitet. Zwischen 1846 und 1852 war er schließlich in der Cüstriner Filiale von Ferdinand Geelhaar angestellt.
Rechnung von Alb. Massute's Buch- und Papierhandlung in Cüstrin von 1853
Albert Massute hatte zusammen mit seiner Frau Emma Emilie (geb. Gäde) fünf Kinder. Dies waren Paul (* um 1854), Gustav (* um 1856), Friedrich August (* 8. Oktober 1859 in Küstrin), Anna und Ernst Johannes (* 25. Februar 1864 in Küstrin). Sie lebten zuerst in der Berliner Straße 16 über der Konditorei Zimmer (später: Konditorei Gustav Nicol) und zogen dann in die Kommandantenstraße 112. Die vier Söhne der Familie besuchten alle das Küstriner Gymnasium.


Das Geschäft selbst befand sich im Eckhaus Kurze Damm- und Kommandantenstraße. Die Buchhandlung wurde am 16. Mai 1862 in die zu dieser Zeit neu angelegten Handelsregister unter der Nr. 18 eingetragen. Im Laufe der 1870er Jahre hatte sich die geschäftliche Situation verschlechtert. Gründe dafür waren wohl unter anderem der Bau der Infanteriekaserne in der Kurzen Vorstadt, sowie die Eröffnung eines konkurrierenden Geschäfts durch einen ehemaligen Gesellen von Massute.
Rechnung von Alb. Massute's Buch- und Papierhandlung in Cüstrin von 1873
Am 20. Oktober 1877 trat Sohn Paul in die Firma seines Vaters Albert ein, die dadurch entstandene Handelsgesellschaft trug nun den Namen "Alb. Massute‘s Buchhandlung". Zum 1. Juni 1878 verließ Albert Massute die Firma, zwei Tage später nahm sein Sohn Gustav seinen Platz dort ein. Im Mai 1880 wurde die Handelsgesellschaft durch den Ausstieg von Gustav Massute wieder aufgelöst, sein Bruder Paul führte die Buchhandlung unter dem bekannten Namen weiter.
Gustav Massute kaufte zum 1. Januar 1884 die Buchhandlung "E. Fahnauer" in Neusalz (Oder) und führte sie danach unter eigenem Namen. Im Jahre 1891 verkaufte er sie an Julius Pröbster, dieser führte das Geschäft wiederum unter dem Namen "Gustav Massute's Buchhandlung (J. Pröbster)" weiter. Nun aber zurück zum Thema.


Im Jahre 1884 verkaufte Paul Massute die Buchhandlung an den Küstriner Buchhändler Franz Mahler. Mahler führte das Geschäft unter dem Namen "Albert Massute‘s Buchhandlung F. Mahler" weiter. Schon 4 Jahre später, zum 1. Juli 1888, verkaufte Franz Mahler die Buchhandlung wiederum an den Küstriner Buchhändler Albert Grasow, welcher das Geschäft unter dem Namen "Alb. Massute‘s Buchhandlung (A. Grasow)" weiterführte. Am 3. März 1889 wurde die Buchhandlung aus dem Handelsregister gelöscht, möglicherweise weil sie aufgrund ihrer steuerlichen Einstufung nicht mehr dazu verpflichtet war. Es gab sie aber weiterhin: Im Jahre 1893 hatte das Geschäft seinen Sitz in der Kurzen Dammstraße 78, zwischen 1899 und 1901 in der Schulstraße 63. Das letztgenannte Haus lag in der Nähe des Gymnasiums, schräg gegenüber der Rosengasse. Die mir vorliegenden Cüstriner Adressbücher nennen die Buchhandlung letztmalig in der Ausgabe 1901/02. Auch in den mir vorliegenden Gewerbeadressbüchern ab 1902/03 wird die Buchhandlung nicht mehr genannt.
Paul Massute arbeitete nach dem Verkauf der Buchhandlung in Cüstrin zwischen April und Juli 1884 sowie zwischen September 1885 und Juni 1886 in der Buchhandlung "F. B. Auffarth" in Frankfurt/Main. Zwischenzeitlich hatte er seinen Beruf wohl aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Zum 1. Juli 1886 - also rund 2 Jahre nach dem Verkauf des Geschäfts in Cüstrin - kaufte Paul Massute die "Back'sche Buchhandlung" in Belgard (Pommern) von Wilhelm Backe.
Friedrich August Massute studierte, er wurde Doktor der Philosophie und Apotheker. Ernst Johannes Massute wurde ebenfalls Apotheker und übernahm die Löwen-Apotheke in Altenweddingen, welche sich bis heute in Familienbesitz befindet.
Der frühere Küstriner Stadtrat Friedrich Albert Massute starb wahrscheinlich im Zeitraum zwischen 1907 und 1913, in den mir vorliegenden Adressbüchern ist er zuletzt in der Ausgabe von 1907/08 enthalten. Seine Witwe Emilie Massute ist letztmalig im Adressbuch von 1913 verzeichnet. Über das Schicksal seiner Tochter Anna ist mir leider nichts bekannt.
Quellen:
- Gesammt-Verlags-Katalog des deutschen Buchhandels, Band 2, Ausgabe 2, Adolph Russel, 1889
- Verzeichniss der Sammlungen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, II. Verzeichniss der buchhändlerischen Geschäftsrundschreiben. Leipzig, Verlag des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, 1897
- Historisches Handelsregister Küstrin
- Verkaufsanzeigen über die genannten Buchhandlungen aus der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Meine Kindheit in Küstrin (Dr. Ernst Massute) - Dietrich Wolff (in: Königsberger Kreiskalender 2014)


Mehrere Mitglieder einer Familie Pritzel - alles Garnweber - sind bereits ab 1703 im Bürgerbuch der Stadt Küstrin nachweisbar - ob es aber einen Zusammenhang mit den Eigentümern der Firma gibt, ist nicht bekannt. Diese bekannte Wagenfabrik aus Küstrin-Altstadt wurde als "Wagenfabrik C. Pritzel" im Jahre 1866 von Carl Pritzel gegründet, ab 1883 wird sie in den Adressbüchern als Firma "C. A. Pritzel" genannt. Deren Eigentümer war Carl August Pritzel. Ob Carl und Carl August Pritzel ein und die selbe Person sind, konnte noch nicht ermittelt werden. Die Eintragung ins Handelsregister Küstrin erfolgte aber erst am 8. April 1890, wahrscheinlich war die Firma vorher einfach zu klein. Ihr Sitz war in der Schulstraße 56/57 in einem der Hinterhäuser zwischen den Wohnhäusern an der Schulstraße und den östlichen Wallanlagen der Festung Cüstrin. Ab etwa 1905 lautete die Adresse der Firma "Schulstraße 53/57", das Firmengelände war also wesentlich vergrößert worden. Vereinzelt wird die Firma in den vorliegenden Gewerbe-Adressbüchern auch als Stellmacherei bezeichnet.
Um die Jahrhundertwende herum wurde die Firma in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt, deren Eigentümer waren - nachweisbar ab 1913 - Kurt und Felix Pritzel (Sattler, * 21.10.1875). Beide waren allerdings vorher schon als Prokuristen in der Firma tätig, Kurt seit 1901 und Felix mindestens seit 1905. Felix Pritzel war auch Mitglied der Küstriner Freimaurerloge.
Anfangs beschäftigte man sich nur mit dem Bau und der Reparatur von Pferdewagen (Kutschen). Besonders erfolgreich waren wohl die Luxuswagen der Firma, welche ins gesamte Deutsche Reich geliefert, aber auch nach Polen und ins Baltikum exportiert wurden. Sie wurden auf diversen Austellungen mit Preisen prämiert. Die Wagenfabrik C. A. Pritzel beschäftigte bis zu 50 Mitarbeiter.
Leider fehlt die erste Seite des Schreibens, ein Foto und der im Schreiben genannte Katalog. Und nein, der Kunde hat nicht wie gewünscht, die Fotos zurückgeschickt - zu meinem Glück :).
Mit dem Aufkommen der Automobile bot die Firma C. A. Pritzel auch Reparaturdienstleistungen und Betriebsstoffe für selbige an. Allerdings geriet die Firma zu Beginn der 1930er Jahre in wirtschaftliche Schieflage, so dass am 10. März 1931 ein Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses eröffnet werden musste. Anfang April des gleichen Jahres wurde das Verfahren erfolgreich beendet. Die wirtschaftliche Lage besserte sich aber scheinbar nicht, denn am 18. Januar des Folgejahres musste Konkurs angemeldet werden - dieses Verfahren zog sich bis November 1934 hin. Am 16. Juni 1936 wurde die Firma schließlich aus dem Handelsregister gelöscht.
Autohaus Pritzel Inh. Karl Pritzel
Während des Konkursverfahrens der Firma "C. A. Pritzel" wurde am 29. Oktober 1932 die vom Technischen Kaufmann Karl Pritzel gegründete Firma "Autohaus Pritzel Inh. Karl Pritzel" ins Handelsregister eingetragen. Die Firma beschäftigte sich aber weiterhin auch mit den Pferdewagen, zumindest mit deren Reparatur.
Die Bemühungen, die Firma auch in der Handwerkerrolle (Stellmacher) eintragen zu lassen, scheiterte im Jahre 1943 am Widerspruch der "Stellmacher - (Wagner) und Karosseriebauer-Innung Küstrin". Die Innung vertrat die Meinung, mit 3 leistungsfähigen Stellmachern gäbe es derer genug in der Stadt, außerdem sei die Firma nur ein "Einmannbetrieb", der dort beschäftigte Lehrling könne auch dem Stellmacher Raasch zugewiesen werden. Die Argumentation von Karl Pritzel, viele Gutsbesitzer und Landwirte aus den umliegenden Ortschaften und Kreisen, die einst ihre Kutschen bei Pritzel gekauft hatten, seien auf die Leistungen der Firma angewiesen, wenn deren Kutsch- bzw. Wirtschaftswagen repariert werden müssten, liess man nicht gelten, die Stellmacherei Raasch könne die Reparaturen genauso gut ausführen. Außerdem hätten viele landwirtschaftliche Betriebe eigene Schmieden oder Stellmachereien, führte die Innung an.
Was versprach sich Karl Pritzel aber von der Eintragung in die Handwerkerrolle bzw. von der Mitgliedschaft in der Innung? Der wahrscheinliche Grund wird am Ende des Schreibens der Innung angegeben: Als Vollmitglied hätte er Anspruch auf eine Zuteilung eines Kontingents Eisen auf Eisenmarken - die Höhe dieses Kontingents für Vollmitglieder wird aber nicht genannt. Als Gastmitglied der Innung hätten ihm 25kg/Quartal zugestanden, aber auch diese Gastmitgliedschaft wurde ihm verwehrt. In der Innung meinte man auch, bei Reparaturen, die er in seiner Werkstatt an Kutschwagen ausführen wolle, könne er immer die entsprechenden Eisenmarken von den am Wohnort des Kunden sesshaften Schmieden / Stellmachern anfordern, um das Material für die Reparatur beziehen zu können.
Mit dem Ende des alten Küstrins im Jahre 1945 endet auch die Geschichte dieses Unternehmens.
Quellen:
- Diverse Adress- und Gewerbeadressbücher der Stadt Küstrin
- Schreiben der Firma Pritzel an einen Kunden (Archiv Andy Steinhauf)
- Handelsregister Küstrin
- Historische Werbeanzeigen
- Von der Festungs- und Garnisonstadt Cüstrin zum modernen Industrieort Küstrin. Eine historische Betrachtung (II) - Dr. Rudolf Herbert Tamm, Garbsen, in: Königsberger Kreiskalender 2003

Am 24. Juni 1861 wurde in Preußen das Handelsgesetzbuch verabschiedet, es trat zusammen mit einigen Zusätzen am 1. März 1862 in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an hatten alle Gewerbetreibenden, die der Steuerklasse A angehörten, die Verpflichtung, sich binnen 3 Monaten mit ihrem Gewerbe im Handelsregister beim zuständigen Registergericht anzumelden. Diese Anmeldungen wurden im Fall von Küstrin u.a. im "Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt a.d. Oder" bzw. im größeren Maßstab im "Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger" veröffentlicht.
Seit vielen Monaten arbeite ich nun schon an der Rekonstruktion der vom Kreis- bzw. Amtgericht Küstrin geführten Handels- und Genossenschaftsregister anhand der beiden genannten Publikationen. Der aktuelle Stand der Recherchen ist seit 6. September 2022 in der Ahnenforschungsdatenbank hier auf cuestrin.de verfügbar. Die Daten enthalten nicht nur Firmen und Genossenschaften mit Sitz in Küstrin, sondern auch Firmen bzw. Genossenschaften mit Sitz in einem der Orte, die einst zum Registerbezirk des Kreis- bzw. Amtsgerichts Küstrin gehörten. Die Größe dieses Registerbezirks änderte sich im Laufe der Jahre immer wieder, die meisten auswärtigen Firmen im Register stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Das historische Handelsregister Küstrin
Im historischen Handelsregister Küstrin sind zum Beispiel auch Firmen aus Neudamm, Manschnow, Alt- und Neu-Tuchband, Bärwalde Nm., Darrmietzel, Kutzdorf, Güstebiese, Wilkersdorf, Golzow (Oderbruch) und viele andere mehr enthalten. Noch etwas zur Laufzeit der Daten: Sie beginnt mit der Einführung dieser Register im Jahre 1862 und endet momentan im Jahre 1944.
Dieser Arbeitsstand ist aber bei weitem noch nicht komplett, es fehlen noch zahlreiche Einträge, viele vorhandene sind noch lückenhaft. Ich hoffe, die fehlenden Daten nach und nach ergänzen zu können. Die vorhandenen Daten umfassen u.a. Eigentümerwechsel, An- und Abmeldungen von Firmen sowie Daten aus Konkursverfahren. Die bisherigen Daten können über die Suchfunktion der Datenbank nach einzelnen Namen durchsucht werden oder aber mittels des Datenbank-Browsers:
- Handelsregister A | Firmenregister (Daten zu 1308 1363 Registernummern)*
- Handelsregister B | Gesellschaftsregister (Daten zu 137 139 Registernummern)*
- Prokurenregister (72 Datensätze)*
- Genossenschaftsregister (Daten zu 103 106 Registernummern)*
Wie viele Firmen es nun wirklich sind, lässt sich nicht genau sagen, da Registernummern auch mehrfach vergeben worden sind (wenn die ursprünglich unter dieser Nummer geführte Firma nicht mehr existierte, wurde sie neu vergeben) und sich bei einigen Firmen die Registernummer im Laufe der Zeit - teils auch mehrfach - änderte. Zur oben genannten Anzahl von Registernummern gehören insgesamt 3.562 4047* Datensätze. Die Verknüpfungen zwischen einzelnen Einträgen wurden per Hand vorgenommen. Fehlende bitte ich, per E-Mail an mich zu melden, dann kann ich diese ergänzen.
Beachten Sie bitte folgende Hinweise:
- Bei einigen Einträgen - meist bei Informationen über die Einstellung eines Konkurs- bzw. Vergleichsverfahrens - ist im Reichanzeiger kein Datum angegeben. In der Datenbank findet man dann entweder die Tagesangabe "00" oder das Datum der Ausgabe des Reichsanzeigers.
- Verschiedene Schreibweisen von Orten wurden vereinheitlicht, um eine bessere Suche in der Datenbank zu ermöglichen.
- Beim Wechsel des für den Ort zuständigen Registergerichts wurde das Datum der Bekanntmachung dieses Wechsels als Löschung im Küstriner Register vermerkt und entsprechend beschrieben. Die Firma existierte aber noch weiter und wurde nur von einem anderen Amtsgericht in dessen Handelsregister geführt.
- Beim Handelsregister B und dem Genossenschaftsregister gab es bei den Unternehmensformen immer wieder Abweichungen, mal wurden sie ausgeschrieben und mal abgekürzt. Auch dort wurde die Schreibweise vereinheitlicht und meist die Abkürzung (inkl. der damals üblichen Punkte hinter jedem Buchstaben) verwendet. Im Handelsregister B betrifft das die Unternehmensformen:
- G.m.b.H. (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)
- Aktiengesellschaft (A.G.),
im Genossenschaftsregister die: - e.G. (eingetragene Genossenschaft),
- e.G.m.b.H. (eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht) und
- e.G.m.u.H. (eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht).
* Stand: 18.04.2024

Oderablage 2
Küstrin-Altstadt ("Oderinsel")
Am 15. Dezember 1938 übernahm Fritz Mücke, Sohn eines Breslauer Spediteurs und Schwiegersohn von Adolf Rühtz, den Mineralölvertrieb von seinem Schwiegervater. Er hatte bereits in den 1920 Jahren im Betrieb seines Schwiegervaters gearbeitet und dort 1925 Prokura erhalten. Seine Firma belieferte wohl landwirtschaftliche Betriebe im ganzen Oderbruch. Zum Betrieb gehörte auch die Shell-Tankstelle in der Altstadt, sie befand sich an der Einmündung Hoher Kavalier - A.H.-Straße und Halbe Stadt. Die Tankstelle wurde während des Krieges, als es für Privatpersonen kein Benzin mehr gab, geschlossen und schon damals schließlich Opfer von Vandalismus. Landwirtschaftliche Fahrzeuge wurden dann aufgrund des fehlenden Kraftstoffs auf Holzgasbetrieb umgestellt, u.a. durch die Küstriner Firma Arthur Bast vorm. Adolf Kube Landmaschinen.
Neben dieser Shell-Tankstelle gab es auch noch Tankstellen der Konkurrenz in der Stadt. Zapfstellen der ARAL BV gab es in Küstrin-Kietz an der Chausseestraße (heute würde die Zapfsäule direkt vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr stehen), in der Landsberger Straße, in der Zorndorfer Chaussee / Heerstraße (bei Opel-Autohaus Puhlmann) und in der Schützenstraße. Eine LEUNA-Zapfstelle befand sich am Marktplatz in der Altstadt in der Kietzer Straße 183 vor der Drogerie von Hermann Moebis. In der Landsberger Straße 12 stand eine OLEX-Zapfsäule.


Quellen:
- diverse Adressbücher der Stadt Küstrin
- Werbeanzeigen: Archiv cuestrin.de
- Gespräche mit ehemaligen Küstrinern [...], Band 4, Siegfried Neubauer