Im Jahre des Amtsantritts von Joseph Fulde, 1858, eröffnete auch eine katholische Privatschule in Küstrin, die über viele Jahre nur eine Klasse umfasste und nie ein eigenes Schulhaus hatte. In den ersten Jahren bestand diese Klasse aus etwa 20 Schülern, die Schülerzahlen verdoppelten sich dann aber bis 1871 auf 40.
Während des Kulturkampfes zwischen Preußen/dem Deutschen Kaiserreich und der Katholischen Kirche in der Zeit von 1871 bis 1878 wurde die Schule geschlossen. Erstmals wird im Wohnungsanzeiger der Stadt Cüstrin von 1891 in Verbindung mit der katholischen Gemeinde wieder ein Lehrer genannt - erst 1899 aber wieder eine katholische Schule, die "Knaben- und Mädchen-Privatschule der katholischen Gemeinde" Küstrin. Die Fluktuation der Lehrer war aber sehr hoch. Ich vermute, dass die katholische Gemeinde in Küstrin aufgrund ihrer geringen Größe wohl auch relativ unbedeutend war und daher Lehrer in die Stadt geschickt wurden, die erst am Beginn ihres Berufslebens standen und in Küstrin ihre ersten Erfahrungen sammeln sollten. Die Namen der Lehrer sind in der Tabelle am Ende des Textes aufgeführt, die dortigen Zeitangaben sind als "mindestens von - bis" zu interpretieren.
Bereits seit Januar 1904 bemühte sich Pfarrer Bahr nachweislich um die Umwandlung der Privatschule in eine Volksschule, er reichte zu dieser Zeit eine Petition an den Preußischen Landtag ein. Der Fachminister leitete sie aber nur an die Königliche Staatsregierung zur Bearbeitung weiter. In den bekannten Küstriner Adressbüchern wird sie erst in der Ausgabe von 1913 erstmals als „Katholische Volksschule“ bezeichnet.
Da die katholische Schule Küstrin über kein eigenes Schulgebäude verfügte, nutze sie andere Räume. Ein Zeitzeuge berichtet aus der Zeit um 1891 über ein zweistöckiges Gebäude in der Nähe des Kietzer Tores, in dem 70 bis 80 Schüler in 8 Klassen unterrichtet wurden. Identifiziert werden konnte dieser Standort der Schule bisher aber nicht. Belegbar zwischen 1913 und 1928 nutze die katholische Gemeinde Küstrin für ihre Schule das Gebäude der Knabenschule in der Schützenstraße 21/22, Küstrin-Neustadt; in den 1930er Jahren das Gebäude (nachweisbar 1936 bis 1939) die Mittelschule an der Oderbrücke, am Hornwerk 203.


Schulvorsteher und Lehrer der katholischen Schule Küstrin
Von | Bis | Name | Position |
---|---|---|---|
1899 | 1901 | Bahr, Paul | Pfarrer, Schulvorsteher |
1903 | 1914 | Bahr, Paul | Pfarrer, Ortsschulinspektor |
1891 | Juda | Lehrer | |
1893 | 1895 | Steuer, Hugo | Lehrer |
1897 | Kottwitz | Lehrer | |
1899 | Pietsch,Th. | Lehrer | |
1901 | 1903 | Hollemann, Carl | Lehrer |
1905 | George, Frz. | Kantor, Lehrer | |
1905 | Geisler, Agnes | Lehrerin | |
1907 | Katzer | Kantor, Lehrer | |
1907 | Winke | Lehrerin | |
1913 | Berger, Lucie | Lehrerin | |
1909 | 1928 | Heimann, August | Hauptlehrer |
1909 | 1939 | Hoffmann, Agnes | Lehrerin |
1928 | Felge, Artur | Lehrer | |
1928 | Hansche, Walter | Lehrer | |
1936 | 1939 | Figlarek, Josef | Lehrer |
Quellen:
- Diverse Adressbücher der Stadt Küstrin
- Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten, 1904