Vorwort
Dies ist der Erste von mehreren Teilen über die Geschichte vom Bahnhof Kietz. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach 1945, die Zeit davor wird nur grob angerissen. Für Ergänzungen und Korrekturen bin ich wie immer sehr dankbar. Im zweiten, noch zu schreibenden Teil, wird es um den Zeitraum zwischen 1961 und 1989 gehen.
Zwischen 1877 und 1945
Der spätere Betriebsbahnhof Küstrin-Kietz wurde am 15. Mai 1877 als Bahnhof Kietz eröffnet. Der erste Personenbahnhof in der Nähe des Kietzer Marktplatzes eröffnete 15 Jahre später, am 15.10.1882, und bestand eigentlich nur aus einer Baracke und einem Bahnsteig (siehe Bild 1).
Erst im Jahre 1904 wurde das neue Empfangsgebäude (siehe Bild 2) errichtet, dessen Standort entsprach dem des heutigen Empfangsgebäudes. Am 4. Juni des gleichen Jahres erhielt der Bahnhof die Bezeichnung „Cüstrin-Kietz“. Nach der Änderung der Schreibweise des Namens der Stadt von "Cüstrin" in "Küstrin" im Sommer 1928 wurden am 17. September 1928 durch die Reichsbahndirektion Osten in Frankfurt (Oder) auch die Küstriner Bahnhöfe umbenannt: Küstrin-Altstadt, Küstrin-Neutstadt und Küstrin-Kietz. Der Ort „Küstrin-Kietz“ existierte zu dieser Zeit aber noch nicht, das Dorf Kietz und die Lange Vorstadt Küstrins waren noch getrennte Orte. Die Eingemeindung des Dorfes Kietz erfolgte erst 1929. Auf dem Bahnhof hielten nur die sogenannten Vorortzüge, nicht jedoch die Schnellzüge.
Der Bahnhof Kietz verfügte vor Kriegsende 1945 über 5 Gleise und 3 Kopfgleise (Abstellgleise), zwei auf der Frankfurter Seite (südlich des Empfangsgebäudes) und der Rest auf der Berliner Seite (nördlich des Empfangsgebäudes). Die Infrastruktur für den Betrieb als größerer Güterbahnhof, z.B. für die Versorgung der Dampfloks mit Kohle und Wasser, fehlte völlig.
Die Zufahrt zum Bahnhof befand sich an der Stelle, an der sich heute das Tor neben der Fußgängerbrücke befindet. An den zwei Frankfurter Gleisen befand sich eine Schranke (siehe Bild 2). Damit man – auch wenn diese Schranke geschlossen war – das Berliner Gleis erreichen konnte, stand daneben eine kleine, aus einer Eisenkonstruktion bestehende Brücke (siehe Bild 3), die nur über die zwei Frankfurter Gleise führte. Der Bahnhof verfügte über die 3 Stellwerke Kwt, Kst (Siehe Bild 5) und Ky. Das Stellwerk Ksa an der Vorflutbrücke gehörte zum Bahnhof Küstrin-Altstadt. Zu den Stellwerken, die alle auch zur Bedienung von Schranken dienten, kamen noch die Schrankenposten 57 (außerhalb des Bahnhofs), 59 (Kaiserstraße) und 60 (an der Odervorflutbrücke).
Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen für den Bahnhof Kietz
Während der Kämpfe um Küstrin wurde die Infrastruktur des Bahnhofs stark beschädigt und das Empfangsgebäude völlig zerstört.
Bild 3 zeigt die Bahnhofszufahrt mit der Ruine des Empfangsgebäudes (im Hintergrund) sowie die beschädigte Fußgängerbrücke über die Frankfurter Gleise (links am Bildrand).
Die 1925/26 errichtete Eisenbrücke über die Oder wurde durch die Wehrmacht gesprengt und war nicht mehr passierbar. Sie wurde jedoch schnell nach dem Ende der Kämpfe um die Stadt notdürftig durch Pioniere der Roten Armee repariert, um den Nachschub beim Vorrücken gegen Berlin sicherzustellen.