Wohnungen und ein soziokulturelles Zentrum für die Eisenbahner

Die von der sowjetischen Militär-Adminstration in Deutschland (SMAD) eingesetzen und durch die Reichsbahndirektion bereitgestellten "Kulturzüge" machten in den frühen Nachkriegsjahren - vor dem Bau des Volkshauses und des Kulturhauses - auch in Küstrin-Kietz halt. Meist auf Gleis 10 stehend, konnte man dann dort während des etwa 4 bis 6 Wochen dauernden Aufenthaltes des Zuges z.B. Kinovorstellungen besuchen.

Im Jahre 1951 wurde die Betriebssportgruppe "BSG Lok" gegründet. Bild 28 zeigt ein Fussballspiel im Rahmen eines Sportfestes im Jahre 1958, in der Bildmitte sieht man den Leiter des Bahnhofs Kostrzyn, rechts den Dienstvorsteher des Bahnhofes Kietz, Rudolf Wenske.

Das 1955 eröffnete Kulturhaus der Eisenbahner diente nicht nur den Eisenbahnern als Kultur- und Versorgungsstätte, sondern ersetzte durch einen Kommunalvertrag mit der Gemeinde auch das kommunale, im Volksmund auch "Druckluftschuppen" genannte Volkshaus. Die Küche für die Versorgung der Eisenbahner wurde vom Haus am Rosendamm ebenfalls ins Kulturhaus verlegt. Dem Volkseigenen Kreis-Lichtspielbetrieb aus Letschin diente der Saal im Kulturhaus als Kino-Spielstätte, dort fanden aber auch andere Veranstaltungen statt. Bis zur Eröffnung  des Kreiskulturhauses in Seelow 1957 gastierte im Kulturhaus Kietz regelmäßig das Kleist-Theater aus Frankfurt (Oder). Diverse Arbeitsgemeinschaften und Zirkel bekamen ihre Räume im Kulturhaus, darunter auch der Fotozirkel (siehe Bild 27).

KulturhausBild 25: Bau des Kulturhauses, um 1954. Das Foto wurde von der bereits fertigen Fußgängerbrücke aufgenommen. (Quelle: Heidemarie Lehmann)
mitarbeiter kulturhaus kietzBild 26: Die ersten Mitarbeiter des Kulturhauses, v.l.n.r.: Frau Budach, Walter Füchsel, Frau Sigismund, Frau Weickert, Gustav Budach, Frau Herrmann, Frau Sommerfeld (Quelle: Heidemarie Lehmann)
fotozirkel kulturhaus kietzBild 27: Der Fotozirkel des Bahnhofs Kietz im Kulturhaus, 1956: Rudolf Wenske (Bahnhofsvorsteher, vorn mitte), Siegfried Feibicke (Rangierleiter, rechts) und Gerhard Brunn (Lokführer, hinten) . (Quelle: Rudolf Wenske, via D. Malzahn)
Sportfest 1958 Bahnhof KietzBild 28: Sportfest 1958 (Quelle: Rudolf Wenske, via D. Malzahn)

Um genügend Wohnraum für die Mitarbeiter zu haben, wurden - etwa zeitgleich mit dem Kulturhaus - an der Oldenburger Straße (der späteren "Straße der Eisenbahner") drei Wohnblöcke – die sogenannten Eisenbahnerhäuser – errichtet. Sie waren spätestens zum 01.03.1954 bezugsfertig. Zu diesem Daum wurde der abgebildete Mietvertrag rückwirkend im Jahre 1958 abgeschlossen. Die beschriebene Wohnung kostete damals pro Monat 32 DM Miete.

Mietvertrag Eisenbahnerhaeuser Kietz 1958 1
Mietvertrag Eisenbahnerhaeuser Kietz 1958 2

Bild 29/30: Erste zwei Seiten eines Mietvertrags über eine Wohnung in den Eisenbahnerhäusern. (Quelle: Andy Steinhauf)

Eisenbahnherhaeuser1
Eisenbahnherhaeuser2
Eisenbahnherhaeuser3
 Bild 31 - 33: Die Eisenbahnerhäuser (Quelle: Andy Steinhauf)


An dieser Stelle soll dieser Artikel über die ersten 15 Nachkriegsjahre des Bahnhofes Kietz nun enden. Doch die Geschichte wird fortgeschrieben...

 

Quellen:

  • Die wirtschaftliche Entwicklung in Küstrin-Kietz von 1945 bis 1995 – Ein Report von Andy Steinhauf, ISBN: 978-3-9816591-6-0
  • „Der Grenzbahnhof Kietz“, aus: Chronik des Dorfes Kietz, Petra Link und Birgit Werth, um 1980; Archiv des Verein für die Geschichte Küstrins e.V.
  • Chronik der Deutschen Reichsbahn – Dienstort Kietz; Archiv des Verein für die Geschichte Küstrins e.V.
  • Der Polenzug, Horst Hermann
  • Gespräche mit Horst Hermann und Monika Steinhauf
  • Auskünfte von Detlef Malzahn
  • Freigegebene Akten der CIA auf archive.org
  • Archiv Andy Steinhauf
  • Brückenknoten Küstrin, Michael Braun, Königsberger Kreiskalender 2012
  • diverse private Unterlagen über Grenzverhandlungen und Grundstücksverkäufen im Zusammenhang mit dem Bahnhofsbau
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam: 601 RdB FfO 26632; Aufbaugebietserklärungen Kreis Seelow; 1951, 1956 - 1958 (Akte) (0508-1231 Kietz Erweiterung Grenzbahnhof 29.12.1956 m. Wirkung vom 01.03.1951., 0508-1563 Kietz Erweiterg. Gleis- u. Betriebsanl. f. d. Bahnhof 12.11.1957 m. Wirkung vom: 01.01.1952)
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam: 238 BKA Frankfurt 153; Regelung der Eigentumsverhältnisse an Grundbesitz und Neubauernhofstellen im Zug der Bodenreform; 1948 - 1952 (Akte) (Erweiterung des Grenzbahnhofes Küstrin-Kietz durch die Reichsbahn.)
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam: 350 VdgB 916; Realisierung des Bodenreformbauprogramms; 08.1948 - 11.1949 (Akte) (Kontrollfahrtsbericht zur Baustelle der Märkischen Bau-Union Küstrin-Kietz)
  • "Grenzbahnhof mit neuem Gesicht", Dieter Essler, Neue Oderzeitung, 23.09.1962
  • https://www.cuestrin.de/kuestrin-kietz/allgemeines/umbenennung-kietz-friedensfelde-1954.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_K%C3%BCstrin-Kietz