Die städtische Berufsschule Küstrin wurde Mitte der 1930er Jahre durch die Zusammenlegung der "Gewerblichen Fortbildungsschule" und der "Kaufmännischen Berufsschule" gebildet. Nach dem Auszug des "Freiwilligen Arbeitsdienstes" Mitte der 30er Jahre und anschließender Renovierung des Gebäudes zog die Berufsschule in die ehemalige Post in der Schützenstraße 11/12 (am Bahnhof) in Küstrin-Neustadt ein. Leiter der Schule war - belegt zwischen 1936 und 1939 - der Diplom-Handelslehrer Julius Emil Hinz. Seine Prüfung zum Diplom-Handelslehrer hatte er am 17. März 1926 an der Handelsfachschule Berlin abgelegt. Seit 3. Dezember 1927 hatte er bereits in der Knaben-Mittelschule in Küstrin gearbeitet. Da das schon alles ist, was momentan über die kurze Geschichte dieser Küstriner Schule bekannt ist, deshalb komme ich nun zur Geschichte der beiden Schulen, die ab 1882 die Basis für die städtische Berufsschule Küstrin legten.
Die Gewerbliche Fortbildungsschule
Diese Schule wurde im Oktober 1882 als "Handwerker-Fortbildungsschule" Küstrin gegründet - ob sie jemals über eigene Räumlichkeiten verfügte, ist nicht bekannt. Es darf aber laut den Einträgen zur Schule in den Küstriner Adressbüchern stark angezweifelt werden. Diese Adressbücher sind die Hauptquelle für diesen Artikel - die folgenden Jahresangaben beziehen sich immer auf die Augabe des jeweiligen Adressbuchs. Erster Rektor war Heinrich August Sieber, in Personalunion auch Rektor der "Mittleren Bürgerschule" in der Schulstraße, Küstrin-Altstadt. Zu deren Rektor war er bereits im Oktober 1867 berufen worden. Beide Positionen hatte er bis etwa 1893 inne. Sein Nachfolger war der Hauptlehrer Krining. Er wiederum lehrte seit etwa 1889 auch in der Elementar-Knabenschule in der Kurzen Vorstadt (später Küstrin-Neustadt).
Ab 1899 sind detailliertere Angaben zu den Angeboten der Schule überliefert: Man bot eine Zeichenschule und eine Abendschule an, die Letztgenannte wurde ab 1901 auch getrennt in der inneren Stadt (Küstrin Altstadt) und der Kurzen Vorstadt durchgeführt. Rektor Hermann Krining hatte die Leitung der Schule auch noch im Jahre 1913 inne. Er war zuvor ab Juli 1873 erst provisorisch als 2. Lehrer in Tucheband und ab 1881 als Küster und erster Lehrer in Sophiental tätig gewesen.
Zwei verschiedene Briefköpfe der "Gewerblichen Fortbildungsschule" - oben von 1916, unten von 1935. Das Dokument von 1935 ist nur schlecht erhalten.
Leider erschienen ja zwischen 1914 und 1927 keine Adressbücher der Stadt, so dass aus diesem Zeitraum keine Daten vorliegen. Im Jahre 1928 wird die Schule dann "Gewerbliche Fortbildungsschule" genannt. Leiter war in diesem Jahr der Konrektor Wilhelm Dahrmann. Im Jahre 1936 war er bereits im Ruhestand.
Die Kaufmännische Berufsschule
Die Kaufmännische Berufsschule Küstrin wird in den mir vorliegenden Adressbüchern erstmalig im Jahre 1913 erwähnt. Die Schule stand zu dieser Zeit unter der Verwaltung der Handelskammer. Schulvorstand war der Fabrikdirektor David Cranz (Norddeutsche Kartoffelmehlfabrik), Vorsitzender der Bankier Gustav Puppe. Zu den Stellvertretern gehörten die Fabrikbesitzer Gustav Ewald und Julius Kohlstock sowie die Kaufleute Johannes Hartwig und Reinhold Vogel. Der Mittelschullehrer Bernhard Henseler wird 1913 als "Dirigent" und 1928 als Leiter der Schule genannt. Diese Pflichtfortbildungsschule besuchten weibliche und männliche Lehrlinge.
Quellen:
- Diverse Adressbücher der Stadt Küstrin
- Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt (Oder), 1867
- Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt (Oder), 1873
- Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt (Oder), 1881
- GUT LEHRER Personalunterlagen von Lehrkräften, Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung - Archiv (Online: https://archivdatenbank.bbf.dipf.de/actaproweb/search.xhtml)