Adolf Wagener, Maschinen-, Dampfkessel-, Kupfer- ... Fabrik (Cüstrin-Neustadt)

Adolf Ferdinand Gustaph Wagener gründete das Unternehmen im Jahre 1879 in der oberen Landsberger Straße, davor war er als Betriebsleiter in der Firma "G. H. Fritze" tätig. Der Firmengründer starb bereits am 12.5.1894 in Küstrin. Im gleichen Jahr wurde das Unternehmen durch die Söhne von Adolf Wagener - Fritz (Kaufmann) und Max Wagener (Ingenieur) - übernommen. Nach dem Tod von Fritz Wagener im Jahre 1909 führte dessen Witwe Elise, geb. Veit, die Firma zusammen mit ihrem Schwager Max Wagener weiter.

Im Jahre 1920 wurde die offene Handelsgesellschaft in die A. Wagener GmbH umgewandelt, Max und Rudolf Wagener wurden zu deren Geschäftsführer.

Die Fabrik war ein Spezialwerk für Brennereibau, später mit Abteilungen für landwirtschaftliche Industrieanlagen, einer Eisengießerei und Landmaschinen, produzierte aber auch Dampfmaschinen, Pumpen und spezielle Kartoffeltrocknungsaparate nach eigenem Patent, siehe Bild. In ihrer erfolgreichsten Zeit beschäftigte die Firma bis zu 400 Mitarbeiter. Im Jahre 1922 eröffnete die Firma mehrere Zweigniederlassungen und zwar in:

  • Landsberg (Warthe)
  • Frankurt (Oder), Roßstraße 7 (Friedrichstraße 12)
  • Eberswalde
  • Stargard (Pommern)

Die Zweigniederlassungen in Eberswalde und Frankfurt (Oder) wurden bereits 1925 wieder geschlossen. Weitere Niederlassungen: Civil-Ing. R. Ehm, Kohlenmarktpassage, Danzig und Milius & Meier, Vossstraße 29, Hannover.

Am 18. Januar 1930 wurde ein Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses eingeleitet, welches am am 17. Februar des gleichen Jahres abgeschlossen wurde. Trotz des Vergleichs mussete die Firma 15  Monate später, am 15. Mai 1931, Konkurs anmelden. Das Verfahren zog sich bis Dezember 1934 hin.

Nach der Insolvenz wurde das Unternehmen ab 1932 von einem Konsortium eigener Mitarbeiter unter dem Namen "Küstriner Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH" (Kümeis) weitergeführt. Am 18.09.1937 musste auch diese Firma Konkurs anmelden.  Schon am 15.9.1937 wurde - wohl in Vorraussicht der nicht mehr abzuwendenden Insolvenz - das Nachfolgeunternehmen Oderhütte Franck & Co KG gegründet.

Produkte:
  • Dampfkessel
  • Dampfkraftanlagen
  • Dampfpumpen
  • Pumpen
  • Simplex-Trockner
  • Spiritus-Brennereien
  • Stärke-Fabriken
  • Transmissionen
  • Wasserversorgungen
  • Sägegatter
Im Jahre 2006 wurde durch das Schwäbische Schnapsmuseum in Bönnigheim (www.schwaebisches-schnapsmuseum.de) eine Destillierkolonne in der Brennerei Kuhne (Aalen) abgebaut und im Museum neu aufgebaut. Diese Destillierkolonne wurde 1905 von der Firma Wagener gebaut:

Abbau
Abbau
Wiederaufbau
Wiederaufbau


Die vierte Werbeanzeige der Firma Wagener auf dieser Seite stammt aus dem "Jahrbuch des Vereins der Spiritusfabrikanten" und wurde mir ebenfalls durch das Schwäbische Schnapsmuseum zur Verfügung gestellt. Die Abbildung in der Anzeige entspricht fast genau der Anlage, welche im Museum steht.

Wagener Landmaschinen KG

Am 1. Oktober 1923 gründeten Max und Rudolf Wagener die "Wagener Landmaschinen KG" in Küstrin. Die Kommanditgesellschaft existierte allerdings nur etwa bis Oktober 1929.

Fortschritt Landmaschinen AG

Im Jahr 1922 gründete die Firma Wagener zusammen mit der Berliner Zweigniederlassung der Gebrüder Roechling aus Saarbrücken und weiteren Partnern die "Fortschritt Landmaschinen AG" in Lübz. Gegenstand des Unternehmens war "die Herstellung und Vertrieb von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten aller Art sowie landwirtachaftlichen Industrieanlagen". Diese AG meldete schon 1927 Konkurs an, die Marke wurde aber von Tochterunternehmen weitergeführt. Nach dem Krieg hiess die Firma erst "Fortschritt-Landmaschinenwerke", dann “Fortschritt-Erntebergungsmaschinen", ab 1964 "VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen" und schließlich nach 1989 “Fortschritt Erntemaschinen GmbH". Nach einem Eigentümerwechsel und einer Fusion wurde das Werk im Jahre 2004 geschlossen.

Max Wagener G.m.b.H.

Zwischen 1931 und 1937 existierte auch noch eine "Max Wagener G.m.b.H.", Zweck des Unternehmens war, Zitat: "Der Vertrieb von landwirtschaftlichen Industrieanlagen und anderen Maschinen, Apparaten und Geräten".

Max Wagener, Ingenieurbüro für landwirtschaftliche Industrieanlagen

Danach, zwischen 1937 und 1943, betrieb er sein eigenes Ingenieurbüro für landwirtschaftliche Industrieanlagen in der Schützenstraße 23, Küstrin-Neustadt.

Zur Familie Wagener in Küstrin

Max Wagener gehörte die Villa in der Rackelmannstraße 19 in Küstrin-Neustadt. Die Villa steht noch heute und diente der Stadt Kostrzyn viele Jahre als Rathaus bzw. als Standesamt. Die Villa im heutigen Kostrzyn nad Odra wurde vor einiger Zeit komplett saniert und ist wieder ein Schmuckstück. Sie dient nun kulturellen Zwecken.

Fritz und Elsa Wagener wohnten in der Warnicker Strasse 93. Sie bekamen 2. Januar 1897 einen Sohn, welcher auch Adolf genannt wurde. Während des Ersten Weltkriegs war er Kriegsfreiwilliger, Leutnant der Reserve und Maschinen-Gewehr-Kompagnie-Führer. Er nahm an den Kämpfen in Frankreich teil, bei der Vierten Flandernschlacht am Kemmelberg teil, wo er schwer verwundet wurde. Er starb am 18. Mai 1918 im Reserve-Feld-Lazarett in Tourcoing (bei Lille) und wurde in seiner Geburtsstadt Küstrin beigesetzt. Adolf Wagener war Träger des Eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse. Neben dem Sohn Adolf hatte das Ehepaar zwei Töchter: Margarete, die Älteste und Elsa die Jüngste.

Fritz Wagner starb 1909 in Berlin, seine Familie zog 1913 nach Eisenach.

Wagner Motorpflugwagener_werbung1wagener_werbung2Anzeige_Wagener_Brennerei Werbeanzeige A. Wagener Cüstrin-NeustadtFabrik A. Wagener CüstrinFoto: Die Wagenerische Fabrik in Küstrin (Sammlung Marion Mittenzwey)
Die Villa Wagener, Rackelmannstraße 19:

Villa Wagener, Rackelmannstraße 19 *12
Villa Wagener, Rackelmannstraße 19 *12
Villa Wagener, Innenaufnahme *13
Villa Wagener, Innenaufnahme *13
Villa Wagener Innen Diele 1 *13
Villa Wagener Innen Diele 1 *13
Villa Wagener Innen Diele 2 *13
Villa Wagener Innen Diele 2 *13

 
Belege der Firma A. Wagener, Küstrin:

Werbepostkarte, Vorderseite (Foto: I. Schulz)
Werbepostkarte, Vorderseite (Foto: I. Schulz)
Werbepostkarte, Rückseite (Foto: I. Schulz)
Werbepostkarte, Rückseite (Foto: I. Schulz)
Beleg von 1916 (1/2)
Beleg von 1916 (1/2)
Beleg von 1916 (2/2)
Beleg von 1916 (2/2)
Beleg von 1917 (1/2)
Beleg von 1917 (1/2)
Beleg von 1917 (2/2)
Beleg von 1917 (2/2)
Beleg von 1929 (1/2)
Beleg von 1929 (1/2)
Beleg von 1929 (2/2)
Beleg von 1929 (2/2)

 

Quellen:

  • Zuarbeiten von Marion Mittenzwey, Wagener-Nachfahrin
  • Eigene Recherchen