Schiffbauerstr. 24
Küstrin-Neustadt

Gründung: 1906 durch Maurermeister Adolf Kube (1880 - 1944)

Leistungen:
  • Erd-, Maurer- und Eisenbetonarbeiten (Hoch- und Tiefbau)
  • vereidigter Sachverständiger für Hochbau und Abschätzung von Grundstücken; Anfertigung von Werttaxen für Beleihungs- und Versicherungszwecke
  • Holzhandel
  • Bautischlerei
  • Kunststeinwerk
  • ab 1926 auch ein Dampfsägewerk
  • vor 1928 auch eine Landmaschinenhandlung

Im Kunststeinwerk wurden Betonplatten, Betonrohre, Brunnenringe, Zaunsockel Raseneinfassungen sowie Einfriedungen und Schneezäune produziert.

Zu den Produkten der Firma gehörte auch die Stahlbetonmauer "Aku", welche vor dem ersten Weltkrieg erstmalig produziert wurde. Erste Kunden dafür waren die Eisenbahnverwaltung, die die Mauer als Schneeschutzzäune an Bahnstrecken einsetzte und die Heeresbauverwaltung, die Kasernen in Allenstein damit einfrieden ließ. Die Mauern wurden nicht im Werk vorgefertigt sondern direkt vor Ort gegossen.

Die beiden oben genannten Verwaltungen waren wohl Großkunden der Firma Kube. Im Auftrag der Eisenbahnverwaltung war die Firma unter anderem für die Bahnmeistereien in Küstrin, Podelzig, Bärwalde, Angermünde und Eberswalde - aber auch im Bereich der Eisenbahndirektion Danzig tätig. Folgend einige Beispiele für Bauvorhaben in Küstrin, an denen die Firma beteiligt war:

Heeresbauverwaltung Franfurt (Oder)

Private und städtische Projekte in Küstrin

 

Zur Firma Kube gehörte vor 1928 auch noch eine Landmaschinenhandlung, die um 1927 von Arthur Bast übernommen wurde. Bis 1938 war der Sitz dieser Landmaschinenhandlung noch die Schiffbauerstraße 19. 1938 wird parallel auch die Landsberger Straße 44 als Standort genannt, ab 1939 nur noch diese Adresse. Zum 1. Januar 1939 traten die Söhne von Adolf Kube (Adolf Kube jun. und Gottfried Kube) in die Firma ihres Vaters ein. Adolf Kube jun. war bereits seit Februar 1935 als Prokurist in der Firma tätig.

Ferdinand Kube, ein Küstriner Maurermeister mit Firmensitz in der Weinbergstraße, war ein Vetter von Adolf Kube. Auch mit der Familie Heuer (Sägewerk auf der gegenüberliegenden Straßeseite) war die Familie Kube verwandt.

Das Wohnhaus der Familie Kube in der Schiffbauerstraße 19 (siehe unten) wurde im 2. Weltkrieg zerstört, die Firmengebäude blieben jedoch unbeschädigt. Bereits im Mai 1945 wurde die Arbeit wieder aufgenommen, kurz darauf wurden die Maschinen jedoch demontiert und Teile der Gebäude zerstört.

baugeschaeft_adolf_kube_werbungAnzeige Arthur Bast 1932Anzeige Arthur Bast 1943Zaun an der Pionierkaserne Küstrin, 1935Zaun an der Pionierkaserne Küstrin, 1935
Wohnungsbaugesellschaft m.b.H. Küstrin

Adolf Kube gründete zusammen mit weiteren Gesellschaftern zum Jahreswechsel 1928/29 die Wohnungsbaugesellschaft m.b.H. Küstrin, dem Handelsregistereintrag (HR B Nr. 27) ist zu entnehmen:

Gegenstand des Unternehmens ist die Errichtung vom Bauwerken und die Ausführung von Bauten aller Art zu Wohn- und anderen Zwecken sowie der Erwerb und die Veräußerung von Grundstücken und der Abschluß aller Geschäfte, welche unmittelbar oder mittelbar hiermit zusammenhängen. Stammkapital: 21 000 Reichsmark. Geschäftsführer: Maurermeister Adolf Kube in Küstrin, Zimmermeister Max Heuer in Küstrin und Fabrikbesitzer Alfred Strunk in Vietz a. Ostbahn. Der Gesellschaftsvertrag ist am 20. Dezember 1928 festgestellt. Die Gesellschaft hat am 1. Januar 1929 begonnen. Ihr Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. Gerichtliche und außergerichtliche Willenserklärungen, welche für die Gesellschaft bindend sein sollen, müssen von mindestens zwei Geschäftsführern abgegeben sein; sie zeichnen die Firma der Gesellschaft, indem sie dem Wortlaute der Firma ihre Namensunterschriften beifügen.

Die GmbH wurde durch einen Gesellschafterbeschluss vom 30. März 1937 unter Übertragung ihres Vermögens in eine offene Handelsgesellschaft unter der Firma Adolf Kube, Heuer, Strunk, vormals Wohnungsbaugesellschaft m.b.H. Küstrin, umgewandelt.

Fotos des Unternehmens

Schiffbauerstraße mit Blick auf die Warthe. Links die Fa. Kube, rechts die Gaststätte Paddenkrug
Schiffbauerstraße mit Blick auf die Warthe. Links die Fa. Kube, rechts die Gaststätte Paddenkrug
Wohnhaus der Familie Kube, Schiffbauerstraße 19
Wohnhaus der Familie Kube, Schiffbauerstraße 19
Adolf Kube mit Belegschaft, wahrscheinlich vor den Gebäuden 6 und 7 (siehe Plan)
Adolf Kube mit Belegschaft, wahrscheinlich vor den Gebäuden 6 und 7 (siehe Plan)
Bootshaus in der Schiffbauerstraße
Bootshaus in der Schiffbauerstraße

Bild 1 zeigt die Schiffbauerstraße mit dem Betriebsgelände (links) und dem Gasthof "Paddenkrug" (rechts, Nr. 2 auf dem Plan). Auf Bild 2 ist die Schiffbauerstraße 19, das Wohnhaus der Familie Kube, zu sehen (Nr. 28 / 29 auf dem Plan). Bild 3 zeigt das Firmengelände mit Büro- und Wohngebäuden (Nr. 6 und 7 auf dem Plan). Bild 4 zeigt das Bootshaus des "Sportclub Hansa" bei seiner Einweihung im Jahre 1928 (Nr. 3) und dahinter den Balkenlageabbindeplatz (Nr. 8) und das Wohnhaus (Nr. 7).

Quelle der Fotos 1 bis 3, des Plans und der Legende: Eberhard Kube, Enkel des Firmengründers; Foto 4: Hans Körner, Enkel des Firmengründers.

 
Das Firmengelände und die Umgebung (Stand 1936)

Der unten eingebundene Plan wurde von Willi Knospe, dem Sohn des ehemaligen Vorarbeiters der Firma Kube, Karl Knospe, angefertigt.

Legende:

  1. Zwei Holzwohnhäuser. In einem Haus wohnte Familie Heuer (?)
  2. Gastwirtschaft "Paddenkrug", dort konnte man gut essen und trinken. Stammkneipe der Anlieger und Geschäftsleute
  3. Bootshaus, Kajütenjolle, Segel­boot (Sturmfreie Gemütlichkeit)
  4. Privatgrundstück
  5. Vogelfreigehege - Kanarienvögel und Wellensittiche
  6. Neues Bürogebäude (10 Ange­stellte)
  7. Wohnhaus - Büroleiter
  8. Balkenlageabbindeplatz - Lager­platz für frisch geschnittene Bretter, Latten und Balken
  9. Verladeplatz
  10. Tischlerei und Hobelwerkstatt
  11. Holzsägewerk, zwei Vollgatter, ein Halbgatter, Kreissägen, Pendel­sägen, etc.
  12. Betriebsarbeiterwohnungen
  13. Langholzlagerplatz
  14. Angelandete Langholzflöße, bis zu 7 Tafeln lang
  15. Betriebsarbeiterwohnungen
  16. Holztrockenplatz für geschnittene Bretter, Latten und Balken
  17. Große Sand- und Kiesgrube
  18. Privatgrundstück
  19. Bauschreinerei, bis zu 4 - 8 Schreiner
  20. Betonwarenwerkstatt mit unter­schiedlicher Besetzung. Unter anderen wurden hergestellt: Beton­dachziegel (wurde nach Einführung der Tonziegel einge­stellt), Betonpfähle verschiedener Art, Beton-Müllkästen, Beton­zäune, Geh- und Randwegplatten, Betonarbeiten nach Auftrags­wunsch u.s.w.
  21. Kleine Sand- und Kiesgrube mit Lorenbetrieb und Seerosenteich
  22. Holztrockenplatz, Spielplatz für uns Kinder. Hier haben wir unsere Buden gebaut und verschiedenes angestellt. Von hier beobach­teten wir auch das Barackenlager *1.
  23. Großer Abfall- und Baugeräte­lagerschuppen. Hier war eine Schlosserei, ein Kleinteilelager, mein Paddelboot durfte dort auch immer überwintern, Abstellplatz für zwei Kutschen, für zwei Pferde­schlitten und vieles vieles mehr !
  24. Speziallagerraum, Brennholz­lagerschuppen
    (a) Freiraum für Hühner, Enten und Tauben mit Stallungen
  25. Gärten für die Wohnungsmieter (?)
  26. Ist das Haus, das jetzt noch steht.
    Linke Wohnung oben: Familie Hankner; Linke Wohnung unten: Frau Gattermann (?); Rechte Wohnung oben: Familie Stegmann mit Tochter Rosel; Rechte Wohnung unten: Familie Hummel
  27. ???
  28. Rechte Wohnung (2 Etagen): Familie Adolf Kube, Margarethe,  Kinder: Adi, Gottfried, Rudolf und Gisela; Rechte Wohnung unten: Familie Karl Knospe, Emma, Kinder: Willi, Margarete
  29. Linke Wohnung Dach: Familie Raschke, Kutscher, Kinder: Linda, Fred, Erika, ???; Linke Wohnung 1. Etage: Familie Körner, Bürger­meister; Wohnung Paterre: Familie Müller-Buttge; Wohnung unten: Familie Lembke, Kind: Elly und Familie Stein, Schmiedemeister, Kinder: Georg, Mariechen

    Die Beheizung der Wohnung Kube und Knospe erfolgte über eine Koks-Zentralwarmwasserheizung.
  30. Wohnung, Karl Knospe mit Familie, Vorhof, Teppich-Schaukelgerüst, hier wohnten wir bis 1929 und zogen dann in das Vorderhaus in die Hochkeller­wohnung. Mein Vater war für den gesamten Arbeitsablauf auf dem Betriebsgelände verantwortlich.
  31. Lagerkammer
  32. Toiletten
  33. Pferdestall mit sieben Pferde­boxen. Es waren vier Gespann­pferde, auch für Kutsche und Schlitten geeignet, 1 Pferd für den Holzplatz. 3 Kutscher *2.
  34. Vier Büroräume, sechs Angestellte
  35. Chefzimmer, hier saß der Boss
  36. Verkaufsbüro für die Land­maschinenabteilung, zwei bis drei Mann
  37. Ausstellungsmuster
  38. Autogarage, vermietet an den Vermessungsingenieur
  39. Kleintierställe für Betriebs­angehörige, bis 1926-27
  40. Lagerraum für Landmaschinen, Dreschmaschinen, Grasmäher, Ackerpflüge, klein bis groß, Mähmaschinen u.s.w.
  41. Autogarage für Chef-PKW mit Chauffeur
  42. Schmiede und Schlosserei, 1 Meister und 3 bis 4 Gesellen
  43. Landmaschinenlager, Trecker verschiedener Art, Geräte
  44. Abfall-Lager
  45. Der große Obst- und Gemüse­garten, Erdbeeren, Kirschen usw. Für uns Kinder war er verboten, aber die Früchte waren süß!
  46. Tor 1 für den oberen Betriebsbereich
  47. Tor 2 für den Holzbetriebsbereich
  48. Hier wohnte die Freundin / Verlobte von Gottfried [Kube] (?)
 

Ergänzungen: (1) Bei den Baracken handelt es sich um das Reservelazarett, Abteilung 2 aus dem ersten Weltkrieg. Dort waren nach dem 1. WK Flüchtlinge aus den verlorenen deutschen Gebieten untergebracht. (2) Einer der Kutscher war 1939 Wilhelm Fangerow, Uferstr. 1