
Julius Kohlstock gründete im Jahre 1875 in der Küstriner Neustadt seine Malzfabrik in der Drewitzer Straße 3, dort befand sich auch die Villa der Familie. Um die Jahrhundertwende herum übernahm er die Oder-Malzfabrik von Otto Koscky, Schanze 217, Küstrin-Altstadt. Letztgenannte lag auf dem Areal der heutigen Oderinsel Küstrin-Kietz zwischen den beiden Oderbrücken, direkt an der Oder. Nach der Übernahme firmierte das Unternehmen unter dem Namen "Julius Kohlstock Vereinigte Malzfabriken Cüstrin-Neustadt".
Im Jahre 1911 brannte die Malzfabrik in der Neusstadt komplett und die Villa teilweise ab. Beim Wiederaufbau widersprechen sich die Quellen: Während Dr. Tamm im Königsberger Kreiskalender schrieb, die Malzfabrik in der Neustadt sei nicht wieder aufgebaut worden, sondern nur die Villa der Familie Kohlstock, spricht das Buch "Die deutschen Brauereien" von 1931/32 von einem "Umbau" der Malzfabrik in der Drewitzer Straße im Jahre 1911.
In den 1920er Jahren wurde die Fabrik an die Mokasan-Werke AG verpachtet und diente als deren Werk Cüstrin-Altstadt. Die Odermalzfabrik wurde 1925/26 umgebaut und verfügte über einen eigenen Gleisanschluss sowie direkte Anbindung an die Oderablage (Oder-Hafen). Die Reichsstraße 1 führte direkt an der Odermalzfabrik vorbei. Laut dem o.g. Buch ergeben sich für das Unternehmen im Jahre 1931 folgende Eckdaten:
- Inhaber: Frau Elise Kohlstock, geb. Reiff
- Prokurist: Kurt Lucas
- Betrieb: 3 Darren (System Topf, Topf Mälzereianlagen, Erfurt)
- Produktion:
- Hellste und dunkle Gerstenmalze
- Weizenmalz
- Caramelmalz
- Malzkeime
- Nebenprodukt-Verwertung: durch Verkauf
- Grundbesitz: ca. 65.000 qm
Während der Kämpfe um Küstrin im zweiten Weltkrieg hatten sich Wehrmachtssoldaten im Keller der Fabrik verschanzt. Laut Überlieferungen bekam die Fabrik einige Volltreffer ab, so dass die Soldaten im Keller verschüttet wurden. Zu einer Bergung kam es wohl nicht mehr.
Am Rande möchte ich noch erwähnen, dass es auch in Landsberg/Warthe eine Malzfabrik gab, diese firmierte unter "Louis Kohlstock" - ob es dort familäre Bande gab, ist mir leider nicht bekannt.
Quellen:
- Buch "Die Deutschen Brauereien", 1931/1932
- Fotos: Archiv Siegfried Neubauer
- Zeichnung: Herkunft unbekannt

Die Firma Grosse und Vockeroth wurde im Jahre 1854 gegründet. In der Weinbergstraße 6 befand sich die Hoch- und Tiefbau-Abteilung, in der Landsberger Straße 72 das Betonwerk. Das Betonwerk verfügte über einen eigenen Gleisanschluß. Für die Zeit um 1910 ist auch eine angeschlossene Kalkbrennerei sowie eine Baumaterialienhandlung belegt. Mit seinen Hauptgeschäftsfeldern war das Unternehmen ein direkter Konkurrent für die Küstriner Baufirma von Adolf Kube.
Diese Abteilung war an vielen Projekten in Küstrin beteiligt, dazu gehörten einfache Ställe und Häuser, aber auch Villen und öffentliche Gebäude, hier eine Auswahl (Stand 1927):
- Neue Infanteriekaserne
- Lazarett in der Warnicker Straße
- beide Postgebäude
- Friedenskirche
- Eisenbetonfundierung und ein Teil der Gebäuse der Artilleriekaserne
- Fußgängertunnel am Bahnhof Küstrin-Neustadt
- Teile der Pionierkaserne
- Schöpfwerk in Warnick
Zu den Produkten des Betonwerks gehörten unter anderem:
- Betonwerkstücke für Fassaden und Grabmale
- Kunststeintreppen
- Terrazzo
- Zementrohre und -ringe
- Sinkkästen für Kanalisationen
- Pfosten, Platten
- Frühbeetkästen
- Gewächshausbau (z.B. Rinnen, Wasserbehälter, Rohrsockel)
- Portale, Vasen Ballustraden
- Springbrunnen und Gartenfiguren
- Schneezäune
Beteiligt war das Betonwerk unter anderem an Bauvorhaben an der Stadtsparkasse und dem Gymnasium in Küstrin.


Quellen:
- Werbe-Veröffentlichung des Unternehmens von ca. 1935
- Buch "Ostmark", 1927
- Verschiedene Adressbücher der Stadt

Die Firma von Walter Lange wurde 1923 als Weinhandlung gegründet. Im Jahre 1928 handelte man auch mit Tabakwaren und Spirituosen, der Firmensitz befand sich zu dieser Zeit in der Landsberger Straße 107, später zog man in die Nr. 103. Erst seit Beginn der 1930er Jahre wird sie in den Gewerbeadressbüchern als Likörfabrik genannt. Mitte der 1930er Jahre gehörte zum Betrieb auch eine Apfelsaftkelterei.
Die Kommanditgesellschaft Lange & Mittelstädt wurde erst 1929 gegründet, die Eintragung ins Küstriner Handelsregister erfolgte am 3.9.1929:
"Persönlich haftender Gesellschafter ist der Kaufmann Fritz Lange in Küstrin. Die Gesellschaft hat am 1. September 1929 begonnen. Ein Kommandidist. Dem Kaufmann Walter Mittelstädt, Küstrin, ist Prokura erteilt."
Die Firma hatte zwei Betriebssitze, die Süßmostkelterei und die nach eigenen Angaben modern ausgestattete Lohnmosterei befand sich in der Weinbergstraße 46/46a, die Likörfabrik und das Ladengeschäft in der Landsberger Straße 103 (das Geschäft von Walter Lange), beides in der Neustadt. Der eigentliche Firmensitz war aber laut den Adressbüchern die Forststraße 19. Unter dieser Adresse lebte auch der Kommandidist der Firma, Walter Mittelstädt. Wie und ob Walter und Fritz Lange miteinander verwandt waren, ist nicht bekannt.
Die Kellerräume der Villa mit 10 Zimmern in der Weinbergstraße wurden wohl ebenfalls geschäftlich genutzt. Über den vorigen Eigentümer des Grundstücks in der Weinbergstraße gibt es verschiedene Aussagen, ein Zeitzeuge meint, es hätte wohl bis Mitte der 1930er Jahre dem jüdischen Kaufmann I.D. Müller gehört, andere Zeitzeugen nennen einen Professor Giese als ehemaligen Eigentümer. Letztere Aussage lässt sich mittels des Adressbuches der Stadt Küstrin von 1936/37 bestätigen, das Haus gehörte einem in Berlin wohnenden Ingenieur und Professor Giese. Der o. g. jüdische Kaufmann hatte dort aber sein Geschäft.
Neben der Produktion von Süßmost und Likören betätigte sich die Firma als Groß- und Einzelhändler von Wein, Spirituosen und Tabakwaren.



Nach 1945: Neustart in Königslutter
Fritz Lange betrieb nach 1945 in der Langen Bahnhofstr. 28 in Königslutter (Kreis Helmstedt in Niedersachsen) die Niklas - Likörfabrik sowie die Niklas - Spirituosenfabrik Fritz Lange GmbH & Co KG in der Arndtstr. 1 in Königslutter. Letztgenannte Fabrik existierte bis mindestens 1983.
Niklas Likörfabrik Königslutter Inh. Fritz Lange; Briefkopf von 1953 (Archiv Andy Steinhauf)



Quellen:
- Unterlagen aus dem Nachlass von Gustav Purps
- Verschiedene Adressbücher der Stadt
- Deutscher Reichsanzeiger, diverse Ausgaben
- Fotos: Archiv Andy Steinhauf


Gründung: | 25.07.1923, eingetragen am 20.09.1923 |
Zweck: | Fortführung des unter der früheren Firma „Cüstriner Dampfmahlmühle Gebrüder Herzog“ von Adolf und Carl Herzog in Küstrin betriebenen Mühlenwerks sowie Handel mit Getreide, Mühlenfabrikaten, Lebens- und Futtermitteln. Das Vorgängerunternehmen wurde um die Jahrhundertwende herum gegründet. |
Kapital: | 100.000 RM in 1000 Aktien zu 100 RM |
Vorstand: | Ludwig Herzog |
Aufsichtsrat: |
|
Quellen:
- Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, 1934
- Verschiedene Adressbücher der Stadt

Uum 15. Oktober 1900 gründeten Otto Beyer und Hermann Friedrich in Cüstrin eine kleine Bilderfabrik namens H. Friedrich & Beyer oHG. Laut Handelsregistereintrag vom 06.06.1902 stieg Hermann Friedrich aus dem gemeinsamen Unternehmen aus:
Der bisherige Gesellschafter, Fabrikant Beyer, ist alleiniger Inhaber der Firma und hat sämmtliche Aktiven und Passiven der Gesellschaft übernommen. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Die Firma lautet jetzt: Cüstriner Bilderfabrik Otto Beyer.
Diese Bilderfabrik hatte ihren Sitz in der Landsberger Straße 48 in der damaligen Kurzen Vorstadt. Sie wurde um 1913 durch die Mathes Fabriken AG übernommen, erweitert und modernisiert. Die Cüstriner Bilderfabrik Otto Beyer wurde am 25.2.1913 aus dem Handelsregister gelöscht. Die Firma von Otto Beyer bezeichnete sich zwar auch schon als "Fabrik", aber es war in dieser Zeit scheinbar üblich, dass sich solche Firmen, die wir heute als kleine Handwerksbetriebe bezeichnen würden, so betitelten. Das ist mir schon mehrfach untergekommen.
Die Mathes-Fabriken AG behielt den Firmensitz der früheren Beyerschen Bilderfabrik in der Landsberger Straße 48/49 (Ecke Pionierstraße) in Küstrin-Neustadt. Neben dieser Fabrik existierten noch drei weitere in Brüssel, Paris und Ostende. Diese Niederlassungen firmierten unter "Usines Mathes SA". In Berlin (Alexandrinenstraße 27) unterhielt die Firma ein Musterlager. Bei den Leipziger Messen stellte die AG im "Messpalast Speck's Hof" aus. Mitte der 1920er Jahre hatte das Unternehmen etwa 250 Mitarbeiter.
Foto: Lieselotte Schiwik. Auf diesem zum 1. Mai festlich geschmückten Wagen
ist ihr Großvater, Karl Dickow, als Kutscher zu sehen.
Während des 2. Weltkrieges produzierte die Firma laut Zeitzeugen auch Munitionskisten. Die Fabrik in Küstrin existierte bis zur Zerstörung der Stadt 1945. Zumindest die Tochtergesellschaften in Ostende und Brüssel existierten nach dem Krieg noch weiter, einige Dokumente aus dem Jahr 1949 (eines ist rechts zu sehen) belegen das.
Zu den Produkten des Unternehmens gehörten:
- Marmor- und Schwarzglas-Schreibzeuge (und -garnituren)
- Glasbilder in Metall- und Holzrahmen zum hängen und stellen
- Foto-Rahmen aus Glas, Holz und Bronze, Kristall-Rahmen
- Leisten, Ansichts- und Bäderartikel, Servier-Tabletts
- Kristall- und Schockspiegel, Zugabe- und Reklame-Artikel
- Sportartikel (Tennisschläger, Ski's)
Quellen:
- Festschrift anläßlich des 25jähr. Bestehens des Vereins für die Geschichte Küstrins, Professor Dr. Thoma, 1925
- Original-Schreiben der Firma von 1934
- Küstrin - Die Stadt an Oder und Warthe 1232 - 1982
- Grundlagen und Möglichkeiten Küstrins als Verkehrs- und Industriestadt im deutschen Osten, Walter Schwartz, Verlag Neumann Neudamm, 1939
- Verschiedene Adressbücher der Stadt
- Deutscher Reichsanzeiger, diverse Ausgaben