Der Brückenunfall 1987

Am 21. Februar 1987 ereignete sich der größte Unfall in der Geschichte des Bahnhofs Kietz. Ein Schienenkran riss mit seinem Ausleger die Fußgängerbrücke herunter. Die "staatlichen Organe" versuchten, dieses Ereignis unter den Teppich zu kehren, lange las man zum Beispiel im "Neuen Tag" nichts darüber, man vermutete wahrscheinlich auch gleich wieder Sabotage des Klassenfeindes, es handelte sich aber schlicht und einfach um einen Unfall. Folgend ein Auszug aus dem Unfall-Meldeblatt:

Auf dem Bahnhof Kietz, im Bezirk W6, wurden 3 Gleisjoche mit EKD 300 [Anm.: Kranwagen der Deutschen Reichsbahn] verladen. Der Arbeitszug mit AZ-Führer von der Bm [Anm.: Bahnmeisterei] Wriezen fuhr mit Lok BR 102 1 Jochwagen, EKD 300 (Obw Kp [Anm.: Oberbauwerk Berlin-Köpenick]) und Schutzwagen von Gleis 59 über Gleis 21 zur Arbeitsstelle im Bezirk W6. Bei dieser Fahrt befand sich der Kranausleger in Fahrtstellung. Nach Abschluß der Verladearbeiten (ca. 13:30 Uhr) wurde der Kranausleger über den Schutzwagen gefahren. Nach provisorischem Ablegen des Kranauslegers (vereinfachte Abrüstung), teilte der 1. Maschinist am Kran dem AZ-Führer die Fahrbereitschaft mit. Für die Fahrt durch die Brücke war der Kransausleger nicht genügend abgesenkt. Deshalb kam es zur Kollision.

Nach zügigen Wiederaufbauarbeiten durch die Brückenmeisterei (BRM) der Deutschen Reichsbahn - die sich wohl heute rächen - wurde die Brücke schon am 2. Juni 1987 wieder feierlich eingeweiht. Um die Brücke schnell wieder aufzubauen, wurden die alten Pfeiler aus roten Klinkern einfach wieder aufgemauert und die mit dem Brückenoberbau heruntergerissenen Lager wieder drauf gesetzt. Diese notdürftig reparierten Teile sind wohl heute die Achillesferse der Brücke. Man munkelt immer wieder, die Brücke würde wohl bei der nächsten Prüfung keinen TÜV mehr bekommen.

Über die festliche Wiedereinweihung der Brücke, an der auch Kietzer Schüler mit einem "Kulturprogramm" teilnahmen, schrieb man im "Neuen Tag" am 19.7.1987 wieder, nicht jedoch über die Ursache des nötig gewordenen Wiederaufbaus. Der neue Überbau der Brücke wurde etwas schmaler als der Alte, der Laufweg bestand nun aus Beton. Ich kann mich noch an die alte Brücke erinnern, deren Laufweg aus breiten Holzbohlen war bei Nässe immer sehr glatt. Wenn im Winter dort oben gestreut wurde, blieben die Sandkörner immer zwischen den Bohlen stecken. Warum ich mich genau an dieses Detail aus meiner Kindheit erinnere ? Ich habe keine Ahnung.

Bild 14: Kranwagen und zerstörte Fußgängerbrücke (Quelle: siehe Ende des Artikels)
Bild 15: Die zerstörte Fußgängerbrücke 1987 (Quelle: siehe Ende des Artikels)
Bild 16: Wiederaufbau der Fußgängerbrücke 1987 (Quelle: siehe Ende des Artikels)
Bild 17: Neueinweihung der Fußgängerbrücke im Juli 1987 (Quelle: siehe Ende des Artikels)