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Neumärkische Zeitung
115. Jahrgang       Ausgabe vom 9. Februar 1935
Der Küstriner Schloßkeller als Goldmacherlaboratorium
 

Vor einer Reihe von Jahren machte ein Goldmacher, namens Tausend, von sich reden, dem es damals gelungen sein soll, tatsächlich echtes Gold herzustellen. "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles!" Das Problem des Goldmachens hat ja die Menschheit zu allen Zeiten beschäftigt und auch Küstrin hat den allerdings recht fragwürdigen Ruhm, einmal einen solchen Goldmacher beherbergt zu haben.

Etwas abenteuerlich klang schon der Name dieses Mannes; Don Dominiko Emanuel Caetano Conte de Ruppiers und dann folgte noch eine Reihe von hochtrabenden Titeln, die zu führen er wohl kaum berechtigt war. Schon in verschiedenen europäischen Hauptstädten, besonders in Brüssel und in Wien, hatte er Gastrollen gegeben, bei denen er auch mit dem Gefängnis in Berührung gekommen war. Sobald dem "Grafen" der Boden zu heiß wurde, verlegte er schleunigst den Schauplatz seiner Tätigkeit, und so kam er 1705 nach Berlin an den Hof des prunkliebenden ersten preußischen Königs. In Gegenwart der königlichen Familie und hohen Würdenträgern führte Caetano hier seine Kunst vor. Nicht weniger als sechs Millionen Taler Gold wollte er herstellen, und zwar einen ganzen Zentner Gold für 20 Taler! Für die damalige Zeit war das eine ganz gewaltige Summe; ja man sah schon die goldene Zeit des Geldüberschusses heraufziehen und überhäufte den gerissenen Goldmacher mit Vorschußlorbeeren; der König ernannte ihn zum Generalmajor und schenkte ihm sein Diamanten besetztes Bild.

Leider wurden jedoch die schönen Versprechungen nicht Wirklichkeit. Gar zu bald wurde dem Goldmacher auch in Berlin der Boden zu heiß, mehrmals flüchtete er, bis man ihn schließlich als Gefangenen nach Küstrin brachte. Hier stellte man ihm Kellerräume des markgräflichen Schlosses für seine Zwecke zur Verfügung. Vier große und ein kleiner Ofen wurden eingebaut, aber Gold bekam niemand zu sehen. Das war natürlich nicht Schuld des Grafen, die Kellerräume hatten Schuld daran. Sie waren für derartige Zwecke zu feucht und daher ungeeignet. Und tatsächlich fiel man auf diese Ausrede des Grafen herein. Obwohl der König dem Goldmacher schon Zehntausende von Talern zur Verfügung gestellt hatte, war er bereit, noch mehr zu opfern.

An einem Februartage des Jahres 1707 erhielt der Gouverneur von Küstrin, Generalleutnant Freiherr von Schlabbersdorff, den Befehl, Caetano nach Berlin zu bringen, wo man ihm das Fürstenhaus auf dem Werder für seine Versuche einräumte. Als er auch hier sein Versprechen nicht erfüllen konnte, verließ er die preußische Hauptstadt bei Nacht und Nebel. Ehe er aber deutschen Boden verlassen konnte, wurde er festgenommen und abermals nach Küstrin geschafft. Am 8. Februar 1708 traf er zum zweiten Male in der Stadt an der Oder und Warthe ein, die er dann nicht mehr verlassen sollte. Bis zum Sommer des folgenden Jahres hatte man noch Geduld mit ihm, dann machte man endlich kurzen Prozeß und hängte den falschen Grafen an einem mit Flittergold überzogenen Galgen auf. 100 Mann der Küstriner Garnison hatten dem Richtplatz auf dem großen Exerzierplatz umstellt. 40 Mann begleiteten den Wagen, der den Goldmacher zum Galgen führte. Ehe der 23. August 1709 sich neigte, hatte ein an Abenteuern reiches Leben ein Ende gefunden.