Der Name von Küstrin

Als die Stadt Küstrin gebaut war, wußten die Ratssherrn nicht, wie man die Stadt benamen solle, und riethen lange hin und her; da machte endlich einer den Vorschlag, es sollte sich der gesammte Rath vor das Hauptthor der Stadt setzen, und nach dem die Stadt benennen, welcher zuerst in dies Thor hereinkommen würde. So geschah's denn auch, und der weise Rath setzte sich ans Thor und harrte; da kam auch bald eine Bauerdirne des Weges, und als man sie fragte, wer sie sei, antwortete sie, sie sei Küsters Trin', das hat man denn zusammengezogen und der Stadt den Namen Küstrin gegeben.

Der Name von Küstrin 2 *1

Die Festung Küstrin in der Neumark hat Markgraf Hans gebaut; als sie nun fertig war, da war er um einen Namen verlegen, setzte sich deshalb eines Morgens vor's Thor und sagte, nach dem solle die Stadt heißen, was sich ihm zuerst zeigen würde. Nicht lange hatte er dort geseßen, da kam ein junger Bursche mit seiner Liebsten daher, die wollten Einkäufe machen, und wie sie noch ein gut Stück Weges von der Stadt entfernt waren, sah der Markgraf, daß der Bursche sein Mädchen küßte; da wartete er, bis sie ans Thor kamen, und fragte das Mädchen, wie sie heiße, worauf sie ihm antwortete, dass ihr Name Trine sei. "Nun, sagte der Markgraf, so soll der Name der Stadt" "Küßt Trin" "heißen" und so ist's denn auch geschehn.

Die Wahrzeichen der Stadt Küstrin. *2

Auf dem Schlosse der Festung Küstrin in der Neumark ist ein eiserner Fisch, eine Spanne lang, aufgehängt zu sehen gewesen, der Fischerei zum Besten, daß nämlich keiner Netzen und Fischgarn haben darf, welches kleinere Fische, als das Maaß ist, aufhalten könnten. Ueber der Thür des Weinkellers ist die Inschrift zu lesen: Mir ist nicht wohl, ich bin denn voll.

Die Zaubersäcke zu Cüstrin. *3

Im Jahre 1562 lebten in Cüstrin mehrere boshafte alte Weiber, welche große Zauberinnen waren. Gegen diese predigte zum öftern Herr Wenzelslaus Kielmann, damaliger Zeit Pfarrer und Superintendent zu Cüstrin. Als dieser nun am 19. Tage des Augustmonats in dem gedachten Jahre gestorben war, und am folgenden Tage des Mittags um 1 Uhr begraben wurde, da entstand ein solches Donnern, Blitzen, Regen und Ungewitter, daß man vermeinte, die ganze Stadt würde zu Grunde gehen. Man bekam gleich Verdacht auf auf jene alten Zaubersäcke, welche eingezogen wurden und denn auch bekannten, sie hätten das Ungewitter zu Wege gebracht, damit man habe denken sollen, des Pfarrers Seele sei vom Teufel hinweggeführt.

Die geharnischten Männer zu Cüstrin *3

Am Bartholomäi des Jahre 1555 erschienen auf dem Markte zu Cüstrin auf einmal zwei unbekannte, am ganzen Körper geharnischte Männer. Sie gingen allda lange herum, und gaben einander die Hände. Zu derselben Stunde sah man unterdeß am Himmer eine große Feldschlacht und hörte dabei in der Luft ein jämmerliches Geschrei und großes Gerummel. Nach einer gute Weile verschwand Alles, die beiden geharnischten Männer mit großen Klagegeschrei. Man hat nicht erfahren können, was dieses zu bedeuten gehabt.

 

Diese Sagen und Geschichten wurden aus den folgenden Quellen zusammengetragen:

*1 Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 35-36.

*2 Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1-2, Band 1, Glogau 1868/71

Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

*3 Die Volkssagen der Altmark mit einem Anhange von Sagen aus den übrigen Marken und dem Magdeburgischen. Gesammelt von J. D. H. Temme, Berlin 1839 in der nicolaischen Buchhandlung.

Quelle: http://books.1d5920f4b44b27a802bd77c4f0536f5a-gdprlock - Google Büchersuche