Vorgeschichte

Ihren Anfang nahm die Friedenskirchengemeinde in der damaligen kurzen Vorstadt. Im Jahr 1683, als auch die Gläubigen der Kurzen Vorstadt noch zur Gemeinde der Stadtpfarrkirche gehörten, legten der Kietz (damals noch am Zusammenfluss von Oder und Warthe, südlich der Altstadt vor dem späteren Kietzer Tor gelegen) und die Kurze Vorsadt zusammen einen Friedhof an, zu dem das Hospital in der Kurzen Vorstadt noch ein Stück Land hinzugab. Dieser Friedhof erhielt den Namen "Hospitalkirchhof". Zur gleichen Zeit wurde der Friedhof in der Alststadt geschlossen und die Begräbniskirche dort wurde zur Garnisonskirche. Kurz danach entstand in der kurzen Vorstadt gegen den Widerstand aus der Altstadt auch eine kleine, durch Sammlungen finanzierte Begräbniskirche, welche im Jahr 1758, als Küstrin während des siebenjährigen Krieges durch die Russen niedergebrannt wurde, auch den Flammen zum Opfer fiel.

Dieser Widerstand gegen den Bau einer Kirche in der Kurzen Vorstadt / Neustadt schlug auch den Nachfolgebauten entgegen. Die Einwohner der kurzen Vorstadt mussten, wegen ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinde der Stadtpfarrkirche, trotz des Baues dieser kleinen Kirche zu allen kirchlichen Vorgängen - mit Ausnahme von Bestattungen - zur Stadtpfarrkirche (Marienkirche) in die Altstadt.

HospitalkircheAuch gegen den Widerstand aus der Altstadt bewilligte "der große König" Friedrich II. 1200 Thaler für den Wiederaufbau, der im Jahre 1776 begonnen wurde. Auch diese zweite Kirche existierte nur einige Jahre und wurde während der französischen Besatzung 37 Jahre später im Jahr 1813 bei der Belagerung der Stadt durch Russen und Preußen wieder fast vollständig zerstört. Aus Geldmangel wurde der Wiederaufbau der Kirche erst einige Jahre nach dem Ende der französischen Besatzung in Angriff genommen. Der Magistrat der Stadt Küstrin versuchte 1820 eine "Provinzial- Haus- und Kirchenkollekte" durch die Königliche Regierung genehmigen zu lassen, doch dies wurde abgelehnt. Auch eine Zuwendung von 360 Thalern aus dem "Fonds für unvorhergesehene Fälle" wurde verweigert. Der Magistrat entschied mit den Stimmen der Stadtverordneten, den Wiederaufbau Kirche aus Mitteln der Hospitalkasse zu finanzieren. Der Wiederaufbau der Hospitalkirche - dem Vorgängerbau der Friedenskirche, wurde erneut gegen Widerstand aus der Altstadt genehmigt. Sie wurde am 15. Oktober 1822, dem Geburtstag des Kronprinzen, eingeweiht. Diesen Namen erhielt sie auch, weil dort neben Begräbnisgottesdiensten nun auch Lesegottesdienste für die Insassen des Hospitals abgehalten wurden. Der Friedhof wurde auch militärisch genutzt, dort soll auch Katte bestattet worden sein.

Ab 1837 wurde in der Hospitalkirche alle zwei Wochen ein Gottesdienst von den Pfarrern der Stadtpfarrkirche durchgeführt. Ein Teil der Innenausstattung wird in einer Liste der im Sommer des Jahres 1848 gestohlenen Gegenstände genannt:

  • Zwei Leuchter aus Zinn, 1 1/2 Fuß hoch
  • eine Kanzeldecke aus schwarzem Samt mit silbernen Fransen und Buchstaben
  • zwei ältere Kanzeldecken aus der Zeit um 1822
  • ein Klingelbeutel
  • zwei Teller aus Zinn

Entstehung der Gemeinde / Bau der Friedenskirche

Kleinanzeige aus "Der Bürgerfreund"Im Jahr 1889 war die evangelische Gemeinde in der Kurzen Vorstadt auf über 9000 Mitglieder angewachsen, aber noch immer war es keine eigenständige Gemeinde. Die Hospitalkirche war inzwischen baufällig und entschieden zu klein geworden. Am 24. Mai 1889 gründete sich auf Anregung des "Vorstädtischen Bezirksvereins"ein Kirchenbauverein. Die Mitglieder konnten ihren Vereinsbeitrag frei bestimmen, er musste aber bei mindestens 1 Mark pro Jahr liegen. Dieser Verein sammelte Geldmittel, um eine Kirche mit einem Fassungsvermögen von 1100 Menschen zu bauen. Führend in diesem Verein waren u.a. der Zigarrenfabrikant Helmuth Marx, Maurermeister Ferdinand Kube und Carl Wahl (Inhaber der Norddeutschen Kartoffelmehlfabrik). Der Letztgenannte spendete allein eine "beträchtliche" Summe für den Kirchenneubau.

 

Grundrisszeichnung der FriedenskircheDen Auftrag erhielt der Berliner Stadtbauinspektor August Lindemann aus Charlottenburg. Ihm wurde der Küstriner Architekt Fritz Gottlob (1859-1920) als Bauleiter zugeteilt. Am 24. Mai 1890 wurde der Grundstein gelegt - just am ersten Jahrestag der Gründung des Kirchenbauvereines. Nach nur 17 Monaten Bauzeit wurde die Friedenskirche ein Tag vor dem Reformationstag des Jahres 1891 - also am 30. Oktober - eingeweiht. Der Bau kostete ca. 160.000 RM. Diese kurze Bauphase rang den ausführenden Firmen wohl auch einige Kompromisse bei der Bauausführung ab. Dies sollte sich schon wenige Jahrzehnte später rächen.

Die Friedenskirche diente auch dem in der Neustadt stationierten Militär als Garnisionskirche. Die neue Kirche an der Plantagenstraße war in der Silhouette der Neustadt deutlich wahrzunehmen. Auch nach dem Bau der Friedenskirche gehörten die Gläubigen der Kurzen Vorstadt für einige Jahre noch zur Pfarrgemeinde in der Altstadt.

 

Friedenskirche und PfarrhausAm 17. Oktober 1894 beschloss das königliche Konsistorium der Provinz Brandenburg in Berlin die Gründung der Friedens­kirchengemeinde. Mitglieder aus der damaligen Kurzen Vorstadt, die Mitglied der SchlossBkirchengemeinde waren, hatten bis zum 20.11.1894 Zeit, gegen die Eingliederung in die Friedenskirchengemeinde zu protestieren. Nur so konnten Sie Mitglied der Schlosskirchengemeinde bleiben. Dieser Beschluss wurde umfassend und mehrfach in den Küstriner Tageszeitungen "Cüstriner Tageblatt" (am 21.10.1894, 31.10.1894 und 7.11.1894), "Der Bürgerfreund" (am xx.10.1894 Nr. 85, 31.10.1894 und 7.11.1894) sowie dem "Oderblatt" (am 23.10.1894, 30.10.1894 und 8.11.1894) veröffentlicht. Erst ab 1. Januar 1896 wurde die Gemeinde selbständig. Damit wurde sie zur Größten der evangelischen Gemeinden in Küstrin. Sie hatte zwei Pfarrstellen.

 

Innenaufnahme der FriedenskircheDer Innenraum der Kirche wurde durch schmiedeeiserne Leuchter mit gasbetriebenen Keramikkerzen beleuchtet. Ein aus Holz geschnitzter "Jesus am Kreuz" aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, der wohl "durch Bemalung entstellt" (Zitat aus "Kulturdenkmäler der Provinz Brandenburg, 1927") war, befand sich auch in dieser Kirche.

Die Orgel befand sich direkt über dem Haupteingang. Neben den unteren Sitzreihen verfügte die Kirche über eine rundum laufende Empore mit weiteren Sitzplätzen.

 
1. Pfarrstelle der Gemeinde
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Zeitraum Name
1896 – 1898 Pfeiffer, Karl Adolf Theodor
1898 – 1918 Niemann Eduard Gustav
1918 – 1930 Nürmberger, Hans Gisbert
1931 – mind. 1940 Rosenfeld, Walther Karl Martin
2. Pfarrstelle der Gemeinde (Stelle am 01.09.1909 eingerichtet)
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Zeitraum Name
1909 – 1915 Götze, Gustav Alfred
1915 – 1918 Nürmberger, Hans Gisbert
1919 – 1924 Brandt, Ernst Theodor, Lic.
1924 – 1934 Seyffert, Conrad Wilhelm Erich
1934 – mind. Mai 1942 Venzlaff, Paul Alfred Erich
 

Die Kirchenältesten / der Kirchenrat der Gemeinde von 1905/06 bis 1909/10

Niemann (Superintendent, Vorsitzender), H. Bekker (Rentier), Helmuth Marx (Zigarrenfabrikant), Hermann Weinbeer (Rentier), Ferdinand Kube (Baumeister), Wustrack sen. (Steinmetzmeister / Rentner), Alwin Gräfinghoff (köngl. Baurat), P. Friese (königl. Eisenbahnsekretär), Fanz Ilsemann (Postdirektor, bis 1905/06 nachweisbar), Fritz Brutschke (Bäckermeister) und Securius (Erster Bürgermeister, ab 1909/10 nachweisbar).

Das Gemeindehaus

Bahnhofstraße mit Hotel Mark Brandenburg *4Am 18.5.1926 fand mit Dr. Ing. Curt Steinberg, Pfarrer Nürnberger und einiger Kirchenältester eine Begehung der Kirche statt, um die Möglichkeiten des Einbaus einer Heizung zu prüfen. Empfohlen wurde eine Niederdruckheizung und die Vergrößerung der Kohlenkeller. Am gleichen Tag fand auch eine Besichtigung des alten Militärfriedhofes neben der Kirche statt. Die Stadt Küstrin wollte dort einen Park einrichten, die Kirchengemeinde sollte eine Teil des Grundstückes mit 1450 qm für den Bau eines Gemeindehauses bekommen. Das Grundstück sollte 2600 RM kosten. Doch die Pläne verliefen wohl im Sande.

Neben der Kirche hatte die Gemeinde bis April 1930 nur ein Pfarrhaus in der Straße "An der Hospitalkirche" 8, aber immer noch kein Gemeindehaus. Am 08.04.1930 kaufte die Friedenskirchen-Gemeinde das Hotel "Mark Brandenburg" in der Neustädter Bahnhofstraße 4 mit sämtlichem Inventar, um es in ein Gemeindehaus umzuwandeln. Die Verhandlungen wurden mit Frau Mathilde Sadau (geb. Weinert) und ihrem Sohn und Generalbevollmächtigten Walter Sadau geführt. Als Preis wurden 65.000 Reichsmark vereinbart. Am 7. April des Jahres wurde der Kauf während der Sitzung der kirchlichen Körperschaften einstimmig bestätigt. Die Kreissynode Küstrin stimmte am 25. April dem Kauf zu. Der notarielle Vertrag (Notariatsregister Nr. 269/30) wurde durch den Notar und Justizrat Kyritz aufgesetzt. Der bauliche Zustand der ehemaligen Hotels war wohl "durchaus brauchbar". Das Gebäude sollte wie folgt genutzt werden:

  • Kellergeschoss: Zimmer für allein reisende Frauen und Mädchen (1930 geplant)
  • Erdgeschoss: 4 Vereinsräume, darunter ein kleiner Saal für ca. 12 Personen
  • 1. Stock: Pfarrwohnung und zwei Vereinsräume
  • 2. Stock: 1 Schwesternwohnung, 1 Kirchendienerwohnung sowie 3 Gästewohnungen.

AnsteckschleifeDer Saal wurde wohl für Versammlungen (Frauenhilfe, Männerhilfe, Blaukreuzverein), für Übungsstunden des Kirchenchors und der Orchesterabteilung des Jungmännervereins, für Sitzungen der kirchlichen Körperschaften, Missions- und Bibelstunden, Veranstaltungen des Evangelischen Bundes und Tagungen kirchlicher Verbände genutzt. Des weiteren wurden 2 Räume im Erdgeschoss als Heim des evangelischen Jungmännervereins und 1 Raum als Sitzungszimmer für den Gemeindekirchenrat sowie der kirchlichen Ausschüsse und Vereinsvorstände genutzt.

Die 2. Pfarr-Dienstwohnung im 1. Stock umfasste 7 Zimmer. Dort befand sich auch die bisherige Hotelküche, die nun bei Veranstaltungen der Vereine und bei Haushaltslehrgängen genutzt wurde. Im 2. Stock hatte der Küster, Kirchendiener und Hausmeister des Gemeindehauses in Personalunion - Karl Hennig - seine Dienstwohnung. Drei Gemeindeschwestern wohnten in der Schwesternwohnung in diesem Stockwerk. Eine der Gästewohnungen wurde 1930 vom Jugendpfleger der Gemeinde bewohnt. Ein kleines Hinterhaus war 1930 in einem sehr heruntergekommenen Zustand, dort wollte man später eine kirchliche Jugendherberge einrichten.

Durch Sammlungen und Opfer konnte die Gemeinde 23.000 RM aufbringen. Diese wurden in Bar an Walter Sadau ausgezahlt, 42.000 RM wurden als Hypothek, u.a. bei der Stadtsparkasse aufgenommen. Für diese Hypothek musste die Gemeinde jährlich 3000 RM Zinsen zahlen. Als Nebenkosten des Kaufs kamen noch Grunderwerbssteuer (2700 RM), Inventarsteuer (538,50 RM) und die Kosten für den notariellen Vertrag (300 RM) hinzu. Für die Renovierung der Pfarrwohnung im ehemaligen Hotel bezahlte die Gemeinde 6000 RM. Diese Renovierung wurde unter Anleitung des Bausachverständigen der Gemeinde, Stadtbaurat Altenhein durchgeführt. Er gehörte auch zu den Kirchenältesten.

Organisten und Küster
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Zeitraum Kantor / Organist Küster
1893 -1899 Emil Lenz Mercker
1905/06 – 1909/10 Emil Lenz Maagk
1928 Otto Schumann und Egel Pfarrer Nürmberger
1939/40 Karl Hennig
Prediger, Hilfsprediger, ...
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Zeitraum Name Bemerkung
1897 Meyer Prediger
1899 Schmidt Prediger
1905/06 Abel Hilfsprediger
1907/08 Boese Hilfsprediger
1907/08 Knothe Hilfsprediger
1907/08 Voigt Pfarrvikar
1907/08 – 1909/10 Luft Kirchendiener
1909/10 Paethke Hilfsprediger

Die finanzielle Schieflage der Gemeinde / Schwere Baumängel an der Kirche

Am 24. November 1930 bat die Gemeinde das evangelische Konsistorium in Berlin um eine Beihilfe aus dem provinzialkirchlichen Fonds oder um ein zinsloses Darlehen über 15.000 RM für Sanierungs- und Umbauarbeiten sowie für die Deckung der Nebenkosten des Kaufes. Dieses wurde jedoch abgelehnt. Das evangelische Konsistorium wiederum erbat beim Provinzialkirchenrat eine Beihilfe von 12000 Reichsmark aus den Reichsmitteln des Ostgrenzprogramms. Der Provinzialkirchenrat sagte am 09.05.1931 eine Beihilfe von 3500 RM zu - aber nur, wenn das evangelische Konsistorium seinerseits 3000 RM zur Verfügung stellt. Bis 22.Juni des selben Jahres waren bereits Reparaturkosten in Höhe von 10.000 RM in der Gemeinde aufgelaufen und die Arbeiten waren noch lange nicht abgeschlossen. Als besonders dringend stellte ich der Abputz der Fassade dar. Erst im Oktober 1831 rückte der Provinzialkirchenrat von seiner Bedingung ab und stellte die 3500 RM zur Verfügung. Die schon sehr angespannte finanzielle Situation der Gemeinde - im Oktober 1931 hatte sie Schulden von 52.354 RM - wird sich schon bald noch verschlimmern.

Viele Belastungen sollten zum 01.01.1932 gekündigt werden, so dass die Gemeinde umschulden musste. Geplant war, die vielen kleinen Kredite und Hypotheken durch eine Hypothek in Höhe von 45.000 RM zu ersetzen. Das Gemeindehaus sollte mit 25.000 RM und das Pfarrhausgrundstück mit 20.000 RM belastet werden. Die Differenz von 7.354 RM sollte durch eine Aufwertungshypothek von 7.500 RM auf das Becker'sche Grundstück an der Zorndorfer Straße ausgeglichen werden. Die 25.000 RM wurden von der Berufsorganisation des Preußischen Hebammenverbandes in Berlin für 7,5% Zinsen zur Verfügung gestellt, der Rest (20.000 RM) für 6% Zinsen und 2% Amortisation von der Provinzial-Lebensversicherungsanstalt Brandenburg in Frankfurt (Oder).

Bereits Ende der 1920er Jahre traten schwere Baumängel an der Friedenskirche in Erscheinung. Aus Kostengründen hatte man die Kirchen von außen nur hohl verfugt. Nach nun knapp 40 Jahren waren die dünnen Fugen verwittert und fielen heraus. So konnte Wasser in die Mauern eindringen und der Innenputz wurde durch Salpeter geschädigt. Damit war es nötig geworden, die Kirche neu zu verfugen und im Inneren neu zu verputzen und zu streichen. Dies wurde auch in einem Gutachten von Regierungsbaumeister Krebs vom 23.09.1933 bestätigt. Aber auch das Pfarrhaus war inzwischen reparaturbedürftig geworden.

Friedenskirche KüstrinWegen der hohen finanziellen Belastungen durch das Gemeindehaus, konnten aber nur kleine Reparaturen durchgeführt werden. Im Mai 1933 wurden die Kosten für die Sanierung auf etwa 14.000 bis 16.000 RM geschätzt, im Haushaltsplan der Gemeinde waren aber nur 2000 RM für Reparaturen vorgesehen. Die Gemeinde beantrage am 06.05.1933 eine Beihilfe beim Provinzialkirchenrat der Mark Brandenburg. Im September des gleiche Jahre lag der Gemeinde ein Kostenvoranschlag vor, der die Sanierungskosten mit 22.600 RM bezifferte. Am 10. Oktober wurde durch die Gemeinde die Bewilligung eines Arbeitsbeschaffungs-Darlehens über diese Höhe beantragt. Die Gemeinde sollte dieses Darlehen innerhalb von 5 Jahren (je 4.500 RM) abzahlen, bezweifelte aber selbst in ihrem Bewilligungsantrag an den Provinzialkirchenrat, ob sie diese Belastung zusätzlich zu den bereits vorhandenen Hypotheken auch wirklich tragen könne. Am 26.10.1933 wurde das Arbeitsbeschaffungsdarlehen mit dem Grund abgelehnt, das bereits alle Mittel aus diesem Programm verbraucht worden waren. Immerhin erhielt die Gemeinde mit Beschluss vom 29.06.1934 einen Betrag von 1000 RM als Beihilfe vom Provinzialkirchenrat.

Im Jahr 1934 wurde dann die Kirche mit Ausnahme der Turms und der Westseite neu verfugt. Die Gemeinde wendete 8000 RM dafür auf. Der nächste Bauabschnitt im Jahr 1935 sollte noch einmal das Gleiche kosten, dabei sollte dann der Turm und die Westseite neu verfugt, sowie der Innenraum teils neu verputzt werden. Durch die Reparaturkosten schloss die Gemeinde das Jahr 1934 mit einem Fehlbetrag von 3384 RM ab.

Im Jahr 1936 verschärfte sich die finanzielle Situation nochmals, da die 25.000 RM-Hypothek durch den Preußischen Hebammenverband zum 01.10. des Jahres gekündigt wurde. Bis Dezember 1936 war auch der Fehlbetrag aus dem Jahr 1934 noch nicht ausgeglichen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es der Gemeinde trotz sinkender Einnahmen immer wieder gelungen die Fehlbeträge aus den letzten Jahren in das nächste Fiskaljahr zu verschieben. Doch die Kreditgeber hatten bereits begonnen, ihre Forderungen einzuklagen.

Die letzten Jahre

Mitte 1939 wurde im Gemeindehaus in der Bahnhofstraße der rechte untere Flügel durch die Ortspolizeibehörde für die Einrichtung der Wehrkreisauskunftnebenstelle III,1 beschlagnahmt. Die Kommandantur zahlte der Gemeinde aber eine Miete von 40 RM, zzgl. Kosten für Licht und Heizung. Die Gemeinde wurde dadurch dahin gehend beeinträchtigt, dass Räume für Veranstaltungen knapp wurden und das Gemeindehaus auch nachts nicht mehr abgeschlossen werden durfte, damit die Wehrmachtseinrichtung auch zu dieser Zeit jederzeit erreichbar war.

Auch die Friedenskirche erlitt das Schicksal ihrer Vorgängerbauten. Sie wurde in den Kämpfen um Küstrin im März 1945 beschädigt und später abgerissen. Auf Luftaufnahmen aus dieser Zeit ist der Kirchturm halb eingestürzt, das Dach und das eigentliche Kirchenschiff sehen aber noch relativ intakt aus.

Heute erinnert nichts mehr an diese Kirche, an deren Stelle stehen Wohnblöcke.

Quellen:

  • Diverse Unterlagen aus den Konsistorialakten der küstriner Gemeinden im Evangelischen Landsarchiv, Berlin (ELAB)
  • Festschrift zur Einweihung der Friedenskirche (aus: Küstrin - Die Stadt an Oder und Warthe 1232 - 1982)
  • Küstrin (Unsere märkische Heimat, Band 3), von Wilhelm Fitzky, Märkische Verlags- und Vertriebsgesellschaft Kiel, 1963
  • Die evangelischen Kirchen der Stadt Küstrin, Prof. Dr. Gustav Berg, Marienburg (in: Schriften des Vereins für die Geschichte der Neumark, Nr. 24, 1910, Seite 1 - 33)
  • Kulturdenkmäler der Provinz Brandeburg, 1927
  • Ralf Juon's Küstrin 1232 - 1932
  • diverse Wohnungsanzeiger und Adressbücher der Stadt (1883 - 1939/40)
  • Pfarrenbuch der Mark Brandenburg, Band 1, Verzeichnis der Pfarrstellen; Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1941
  • Bildnachweis: Kleinanzeige aus "Der Bürgerfreund" - zur Sitzung des Kirchenbauvereins; Quelle: Konsistorialakten der Stadtpfarrkirche Küstrin; aus Bestands-Nr. 14/18848 im Evangelischen Landesarchiv Berlin (ELAB)
  • Bildnachweis: Grundrisszeichnung der Friedenskirche - von Architekt Fritz Gottlob (1859-1920); Druck aus dem Bestand 14/18848 im Evangelischen Landeskirchlichen Archiv Berlin (ELAB).