Christkönigskirche KüstrinDer Kirchenbau wurde am 27.07.1936 durch den Erzbischof Adolf Kardinal Bertram genehmigt. Die Finanzierung wurde durch einen Baukostenzuschuss des Reichskriegsministeriums von 30.000 RM und durch den Bonifatiusverein (50.000 RM) unterstützt. Architekt war der Berliner Oberregierungs- und Baurat sowie Diözesanbaurat Wilhelm Fahlbusch. Er hatte bereits einige Kirchen im expres­sio­nis­tischen Stil erbaut, vor allem in Berlin, aber auch die St. Bonifatius-Kirche in Berlinchen.

Am 11. April 1937 wurde der Grundstein gelegt. Der Bau wurde durch das Küstriner Bau­unter­nehmen Rudolf Seefeldt (jun.) durchgeführt. Kardinal Bertram vollzog die Weihe wohl am 10.11.1937, andere schreiben vom 17.11., es gibt aber auch Angaben nach denen die Kirche erst 1939 oder 40 ein­ge­weiht wurde. Das scheint, auf die Bauzeit bezogen realistischer zu sein, aber diese Angaben kann ich definitiv ausschließen, da meine Großeltern am 18.12.1938 in dieser Kirche geheiratet haben.

 

Innenaufnahme der katholischen Christkönigs-KircheDie Kirche wurde dann doch nicht Klemens Maria Hofbauer, sondern dem Christkönigspatronat geweiht. Der äußerlich doch sehr schlichte Bau soll innen aber eine enorme Ausstrahlung besessen haben, soll sehr lichtdurchflutet gewesen sein. Dies war mit Sicherheit den fast bis zum Boden gehenden, hohen Fenstern geschuldet. Ehemalige Küstriner, die diese Kirche noch kannten, schwärmen sehr davon (auch Protestanten !). Die Christkönigsstatue über der Tür war ca. 2,5 Meter hoch. Lange konnte die Christkönigskirche jedoch nicht genutzt werden, sie war das am kürzesten genutzte christliche Gotteshaus der Stadt. Das 30 Meter lange und 20 Meter breite Gebäude konnte bis 31.01.1945 genutzt werden, ab 01.02.1945 fanden die Gottesdienste im Pfarrhaus in der Kietzer Straße 158 statt, da der Beschuss der Festung begonnen hatte. Zu dieser Zeit - das geht aus dem Bericht des Pfarrers Alois Pech hervor - waren wohl keine evangelischen Geistlichen mehr in der Stadt. Am 03.02.1045 explodierten einige Granaten nur wenige Meter vom Pfarrhaus entfernt, alle Fenster gingen wohl zu Bruch, verletzt wurde aber niemand. Am 11.2. wurde das Pfarrhaus erneut getroffen und am 17.2 zur Mittagszeit durch dutzende Treffer wohl total zerstört. Keiner der Bewohner wurde getötet, da der Keller und ein Teil der Rückwand stand gehalten hatten. Nach dem Räumungsbefehl vom 19.2. mussten der Kaplan Kuschbert und Pfarrer Pech am 20.2. die Stadt Richtung Westen verlassen. Bis zum 20.2.1945 hatte die Christkönigskirche laut Aussage des Pfarrers Pech kaum Schaden genommen.

 

Am 26. Juni 1945 kehrte Pfarrer Pech mit einem Zug nach Küstrin zurück. Der Turm der Kirche war in die Vorhalle gestürzt, die Wände hatten Löcher von Durchschüssen. Das Dach fehlte. Komplett unzerstört waren der Keller, die Haupt- und Seitenaltarräume und die zwei Sakristeien. Vom Pfarrhaus war nur ein 2 bis 3 Meter hoher Schutthaufen übrig geblieben, die alte Kapelle am Trockenplatz war auch komplett zerstört. Den kompletten und sehr empfehlenswerten Bericht über das Jahr 1945 von Pfarrer Alois Pech können Sie hier auf cuestrin.de ungekürzt lesen.

Sonstige Posten

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Zeitraum Name Geboren Ordiniert Position
16.08.1914 – 1916 von Krzesinski, Theophil, lic. Theol. 20.12.1861 23.03.1886 Garnisonspfarrer
28.08.1914 – 1920 Reoenspieß, Johannes 17.09.1871 01.04.1899 Strafanstaltspfarrer in Sonnenburg
01.05.1934 -1940 Bilecki, Hermann G. R., Act. Circ 14.02.1872 01.06.1897 unbekannt

Mitgliederzahlen

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Jahr Seelen Bemerkung
1852 201
1859 150 inkl. Militär
1861 200 inkl. Militär
1863 250
1865 248 inkl. Militär
1867 245 inkl. Militär
1869 500 inkl. 50 Militär
1871 400 zzgl. 900 Militär
1887 697
1895 1428
1897 730 zzgl. 470 Militär
1902 1095
1907 1281
1912 1388
1925 1181
1929 1561
1933 1307
1939 1343

Die Gemeinde nach 1945

Auf der deutschen Seite: Pfarrer Pech mietete im Jahr 1946 eine Wohnung und eine Not-Kapelle in Seelow an. Nach dem Krieg war die Gemeinde, die immer noch 25 Ortschaften westlich der Oder umfasste, ohne Pfarrhaus und Kirche. Im Jahre 1949 kauft die Gemeinde ein Trümmergrundstück in Golzow (Oderbruch) und stellt dort eine Baracke (als Wohnung und Kirche) auf. 1952 wird das neue Pfarrhaus bezogen. Alois Pech gibt 1952 seine Arbeit als Pfarrer in der Gemeinde resigniert auf und wird Krankenhausseelsorger in Berlin. Sein Nachfolger wird am 05.08.1958 Johannes Denke.

1962 kauft die Gemeinde das Grundstück und die Notkapelle in Seelow und baut sie aus. Am 07.10.1962 wird sie durch den Kap. Vikar Ferdinand Pointek  dem Heiligen Clemens Maria Hofbauer gewählt. Der Grundstein für die neue Kirche in Golzow wird am 04.10.1964 gelegt. Geweiht wird sie "Christus dem König" am 09.07.1967 durch Bischof Gerhard Schaffran. Heute gehört die Gemeinde Golzow zur Gemeinde Frankfurt (Oder).

Auf der polnischen Seite: Der erste (illegale) Gottedienst fand auf Bestreben des Bahnmitarbeiters Witold Palmowski am 04.11.1945 im Wartesaal des Bahnhofs Küstrin-Neustadt statt. Als Geistlicher kam dazu Wladyslaw Pienkos aus Schlesien nach Küstrin.

Die ehemalige Altlutherische Kapelle in der Warnicker Straße wurde am 16.06.1946 nach einer notdürftigen Reparatur durch den Apostolischen Administrator Nowicki aus Landsberg/Warthe (Gorzow) katholisch, dem Herzen Jesu, geweiht. und bis in die Mitte der 1970er Jahre als katholische Kirche genutzt.  Während der nächsten Jahrzehnte nach dem Krieg fand eine Auseinandersetzung zwischen der Kirche und der kommunistischen Stadtverwaltung statt, bei der es um den Bau einer neuen Kirche ging. Ende der 50er Jahre wurde dem damaligen Kaplan Frantisek Skalba angeboten, die Christkönigskirche wieder aufzubauen.

Dies lehnte er jedoch ab, das Kostrzyn zu dieser Zeit nur rund um den Bahnhof bewohnt war und die Kirche damit im Niemandsland lag. Das wollte er wohl seinen Gemeindemitgliedern nicht zumuten. Erst im August 1974  wurde mit dem Bau einer neuen Kirche neben der ehemaligen Altlutherischen Kapelle an der Warnicker Straße begonnen. Der Grundstein, welcher wohl durch den Papst persönlich gesegnet wurde, wurde am 18.05.1975 gelegt. Zur Zeit der Baues der neuen Kirche war die Anzahl der Gemeindemitglieder auf ca. 13000 (inkl. umliegender Orte) angewachsen und in der kleinen Kapelle mussten Sonntags 10 Gottesdienste statt finden. Trotz dieser 10 Gottesdienste fanden nicht alle Gläubigen einen Platz in der Kapelle.

In der neuen Kirche fanden auch einige Relikte aus der Christkönigskirche, wie z.B. auch die Statue des Patrons, einen neuen Platz. Die Ruine der Christkönigskirche stand wohl noch bis 1972 und soll etwa ab Frühjahr 1973 abgetragen worden sein. Die allerletzten Reste der Kirche wurden wohl erst beim Bau des Basars ca. 1992 beseitigt. Ich würde hier auch gern ein Foto der Ruine der Kirche zeigen - ich habe auch einige - konnte aber keinen Urheber ausfindig machen. So muss ich aus rechtlichen Gründen erst einmal darauf verzichten.

Weitere Fotos

Katholische Kapelle am Trockenplatz II
Katholische Kapelle am Trockenplatz II
Vor der alten Katholischen Kapelle *2
Vor der alten Katholischen Kapelle *2
Innenaufnahme der katholischen Kapelle
Innenaufnahme der katholischen Kapelle
Altar der katholischen Kapelle
Altar der katholischen Kapelle
Die Christkönigskirche
Die Christkönigskirche
Die Christkönigskirche - Winteraufnahme
Die Christkönigskirche - Winteraufnahme
Neue katholische Kirche
Neue katholische Kirche
Seitenansicht der Christkönigs-Kirche
Seitenansicht der Christkönigs-Kirche
Turmengel der Christkönigs-Kirche
Turmengel der Christkönigs-Kirche
Innenaufnahme der katholischen Christkönigs-Kirche
Innenaufnahme der katholischen Christkönigs-Kirche
Klemens Maria Hofbauer
Klemens Maria Hofbauer
Plan der neu zu erbauenen Marienkirche von 1780 (Ausschnitt 1)
Plan der neu zu erbauenen Marienkirche von 1780 (Ausschnitt 1)

 

Quellen:

  • Johann Christoph Bekmann: Von Stat und Veste Küstrin, ca. 1710
  • Altes und neues Küstrin oder Beyträge zu einer historischen Nachricht von denen Schicksalen der Haupt-Stadt und Festung Küstrin in der Neumark [... ], Siegismund Justus Ehrhard, Glogau 1769
  • Die Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Siegmund Wilhelm Wohlbrück, Berlin, 1829
  • Chronik der Stadt Cüstrin, K. W. Kutschbach, 1849
  • Schematismen des Bistums Breslau 1858 - 1940
  • Die St. Marienkirche zu Cüstrin ein Gedenkblatt zur ersten Säkularfeier des jetzigen Kirchengebäudes am 19. Mai 1887
  • Spendenaufruf durch Pfarrer Bahr von 1910
  • Die Stadt Cüstrin von C. Fredrich, 1913
  • Meldung aus dem Landsberger Generalanzeiger von Mittwoch, dem 01.10.1924 (Seite2)
  • Meldung aus dem Landsberger Generalanzeiger vom Freitag, dem 24.10.1924 (Seite2)
  • Grundstein-Urkunde der neuen Christkönigskirche in Küstrin, 11.4.1937
  • Diverse Wohnungsanzeiger und Adressbücher der Stadt, Zeitraum 1883 bis 1939
  • Clemens Maria Hofbauer und seine Zeit - Miniaturen zur Kirchengeschichte 1780 - 1820 von Sebastian Brunner, Wien 1858
  • Jahresbericht 1945 des Katholischen Pfarrers von Küstrin Alois Pech, vom 2. Dezember 1945 (Abschrift aus der Chronik der Katholischen Pfarrgemeinde Seelow-Golzow von Helga Grune am 27.06.2009 aus dem Archiv der Kath. Kirchengemeinde Heilig Kreuz Frankfurt (Oder))
  • Zeitungsartikel "Küstrin" von Helmut Holzapfel, aus unbekannter (katholischer) Zeitung, vermutlich Mitte 1975
  • Unterlagen aus dem Evangelischen Landesarchiv Berlin (ELAB)
  • Real-Handbuch des Bistums Breslau, Franz Xaver Seppelt, Breslau 1929
  • Küstrin - Die Stadt an Oder und Warthe 1232 - 1982
  • Ein Überblick über die Neuzeller Seelsorge, Dr. Winfried Töpler, in "Archiv für schlesische Kirchengeschichte, Band 57", 1999
  • Die Verwaltung des lausitzischen Bistumsteils Breslaus, Dr. Winfried Töpler, in "Archiv für schlesische Kirchengeschichte, Band 67", 2009
  • "Wichtige Daten aus der Geschichte der Pfarrei Küstrin", aus der Chronik der Gemeinde Golzow (Archiv der Kath. Kirchengemeinde Heilig Kreuz Frankfurt (Oder)
  • Auskünfte durch Herrn Klaus Thiel